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«Ist sie der Beginn einer neuen Korbball-Ära, wird sie diesem Spiel neuen Aufschwung verleihen?» So lauteten die Worte zur ersten Schweizer Meisterschaft im Korbball der Turner im Jahr 1973, im «Schweizer Turnen». Mit der Einführung dieser Meisterschaft wurde im Korbball erstmals ein gesamtschweizerischer Kräftevergleich möglich. Zwar waren viele Jahre davor bereits an eidgenössischen Turnfesten als auch an eidgenössischen Spieltagen und weiteren Turnieren eifrig Körbe geworfen worden. Mit der Meisterschaft wollte man aber unter anderem vom «gesamtschweizerischen wilden ‹Irgendwo-Dasein› wegkommen» und die Sportart mehr organisieren und beleben. So hiess es im selben Artikel: «Nachdem nun unsere Faustballfreunde mit ihrer nationalen Organisation schon weit fortgeschritten sind, dürfen wir Korbballer nicht mehr zurückstehen.»
Im Mai 1973 lanciert
Am 21. Mai 1973 fiel in Balsthal der Startschuss zur neugeschaffenen Schweizer Meisterschaft, damals noch Landes- oder Nationalliga genannt. Zehn Mannschaften bildeten bei der SM-Premiere vor 50 Jahren das Teilnehmerfeld. Während sich Grindel, Erschwil, Eschlikon, Bettlach, Pieterlen und Bachs als Erstplatzierte des eidgenössischen Spieltages 1971 für die Teilnahme qualifiziert hatten, lösten Balsthal, Lengnau, Nunningen und Schwarzhäusern die restlichen SM-Tickets über eine Qualifikationsrunde. Mittlerweile gehört die Korbball-Meisterschaft seit einem halben Jahrhundert zum festen Bestandteil des STV-Turnierkalenders. Während in den ersten Jahren mit einer Liga gespielt wurde, erfolgte bereits drei Jahre später mit der Einführung der Nationalliga B eine weitere Unterteilung, die auch eine Erweiterung des Meisterschaftsbetrieb zur Folge hatte. Nochmals drei Jahre später 1979 wurde der Betrieb der Schweizer Meisterschaft bei den Frauen lanciert.
Premierensieger und Rekordmeister
In den fünf Jahrzehnten verteilten sich die Meistertitel bei den Männern auf zehn verschiedene Mannschaften. Die meisten Triumphe verbuchten dabei Lorraine-Breitenrain und Erschwil. Beide wurden bislang jeweils zehnmal Schweizer Meister. Pieterlen, das im letzten Jahrhundert das Männer-Korbball dominiert hat, kommt auf deren acht Titel. Obwohl die Erschwiler Rekordmeister sind, sind seit deren letzten Erfolg bereits zwölf Jahre vergangen. Die Solothurner waren auch jenes Team, dass die beiden ersten Meisterschafts-Austragungen 1973 und 1974 für sich entscheiden konnten. Im Verein schaue man noch gerne auf diese Anfänge zurück, erzählt der heutige TV-Erschwil-Präsident Danilo Roth. Der 33-Jährige gehört selbst zum Kader der Erschwiler NLA-Equipe.
Wegen ihres heutigen Coaches seien aber die darauffolgenden Titel zwischen 1982 bis 1990 noch fast präsenter. Hanspeter Jeker feierte mit Erschwil sechs Titel als Spieler und war bei den letzten beiden Erfolgen (2000 und 2011) als Coach dabei. Die Erschwiler waren nicht nur erster Schweizer Meister bei den Männern, sondern im Jahr 1980 auch erster Schweizer Meister bei den Junioren.
Welche Bedeutung die Korbball-Meisterschaft bei den Vereinen hat, zeigt sich anhand des Erschwiler-Beispiels. «Seit den 70er-,80er-Jahren setzen wir im Turnverein ganz auf diese Sportart. Dabei hat die Schweizer Meisterschaft einen sehr grossen Stellenwert – auch noch nach 50 Jahren», betont Roth. Von positiven Resonanzen spricht auch Margrit Buri. Die Bernerin hat die Korbball-Szene in der Schweiz als Fachgruppenchefin über mehrere Jahrzehnte mitgeprägt. Von 1989 bis 2019 hatte die heute 78-Jährige dieses Amt inne. Als Verantwortliche Finanzen im Fachbereich Korbball ist sie auch heute nach wie vor mit der Sportart sehr verbunden.
Längere Spiele
Damit die Sportart und damit die Meisterschaft über all die Jahre bei den Vereinen attraktiv blieb, seien Spielregeln oder Modusänderungen stets den aktuellen Begebenheiten angepasst worden. «Eine der markanten Änderungen war mitunter die verlängerte Spielzeit», erzählt Buri. Von zuerst zweimal 12 Minuten wurde auf zweimal 20 Minuten aufgestockt. «Mit der Lancierung der Schweizer Meisterschaft hat das Korbball durchaus einen Aufschwung erlebt», so Margrit Buri weiter. Auch von der Spielweise der Mannschaften habe sich die Sportart über die Jahre weiterentwickelt, weiss Buri.
Kommts zur Wachablösung?
Kaum verändert haben sich aber die klassischen Korbball-Hochburgen. Solothurn, Bern und Thurgau gehören wie zu Beginn auch heute noch zu den dominierenden Korbball-Kantonen. Mit Pieterlen (Männer) und Täuffelen (Frauen) war in den letzten rund zwölf Jahren insbesondere die Region Biel-Seeland dominierend. Ob sich diese Dominanz auch in Zukunft fortsetzen wird, wird sich zeigen. Gerade in Erschwil hofft man, bald wieder um die Podestplätze mitspielen zu können.
Nach eher schwierigen Jahren, inklusive einer Saison in der Nationalliga B 2018, sei beim Rekordmeister wieder ein Aufschwung zu spüren, sagt Danilo Roth. «Einerseits haben wir mittlerweile eine gut funktionierende Mannschaft und auch der starke Nachwuchs lässt uns hoffen», so der TVE-Präsident weiter. In den nächsten Jahren will er mit seinem Team auch wieder um den Meistertitel mitspielen. Der Meistertitel sei neben dem Eidgenössischen Turnfestsieg ein grosses Ziel. Daran hat sich seit der Lancierung der Schweizer Meisterschaft nichts geändert – weder bei den Erschwilern als auch bei den weiteren Korbball-Mannschaften.
Zahlen und Fakten
10
Meistertitel gewannen Rekordmeister Erschwil und Lorraine-Breitenrain1973
Erste Austragung der Schweizer Meisterschaft7
Mal wurde Pieterlen seit 2013 Schweizer Meister19
Verschiedene Vereine gewannen seit 1973 eine SM-Medaille1976
Gründung der Nationalliga B