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Offener Brief des Schweizerischen Nationalkaders Kunstturnen

  • 14. November 2020

An den Zentralvorstand, die Geschäftsleitung sowie an alle Turnerinnen und Turner des Schweizerischen Turnverbandes.

 

Liebe Turnerinnen, liebe Turner

In diesem Schreiben möchten wir unsere momentane Situation als Mitglieder des Schweizerischen Nationalkaders Kunstturnen aufzeigen. 


Männerteam des Schweizerischen Nationalkaders Kunstturnen:

Uns ist bewusst, dass Kunstturnen keine einfache Sportart ist. Wir trainieren 6 Tage die Woche sehr hart, damit wir unsere Ziele und Träume erreichen können. Kunstturnen ist eine Sportart, die einem viel abverlangt und auch ein hartes Training voraussetzt. Wir sind Spitzensportler, das heisst, wir wollen erfolgreich sein und sind bereit, dafür zu arbeiten. 

Der Trainer spielt im Training eine wichtige Rolle. Für uns ist er wie ein Chef in der Privatwirtschaft. Er schreibt unsere Trainingspläne und korrigiert uns, wenn wir etwas falsch machen. Unser Verhältnis zu den Trainern würden wir nicht als ein kollegiales betrachten, aber das erwarten wir auch nicht. Wir erwarten von einem Trainer, dass er auf unsere Anliegen eingeht und uns auch zuhört, wenn uns etwas nicht passt. Eine gewisse Hierarchiestufe ist für uns unvermeidlich, damit der Trainer seinen Job machen kann. Dieser besteht darin, uns zu helfen, an die Spitze zu kommen. Denn wir wollen alle an die Spitze, und das freiwillig. Es besteht für uns keine Pflicht, in Magglingen zu bleiben. 

Das Trainingsklima empfinden wir als ein sehr gutes. Haben wir Probleme oder sagt uns etwas nicht zu, äussern wir uns. Wir sind der Ansicht, dass die Trainer uns mehrheitlich zuhören und versuchen, auf unsere Vorschläge einzugehen. Es liegt im Interesse der Trainer, dass wir sowohl körperlich als auch psychisch unversehrt bleiben. Wir führen in Magglingen ein Leben, wie das für einen Spitzensportler üblich ist. Es geht uns gut und deshalb stört es uns, wenn in der momentanen Berichterstattung ganz Magglingen in den gleichen Topf geworfen wird.

Wir sind aber auch der Ansicht, dass im Verband selbst in vielen Hinsichten ein gewisses Verbesserungspotential besteht; darum geht es hier jedoch nicht. Wir wollen einzig unsere Sicht der Dinge darstellen und sagen: Magglingen ist für einen männlichen Kunstturner, der an die Spitze will, der richtige Ort. Wir werden wie normale Menschen behandelt mit dem Unterschied, dass wir, in Bezug auf unsere sportlichen Leistungen, von uns selbst mehr erwarten als dies im normalen Berufsalltag üblich ist.
 

Frauenteam des Schweizerischen Nationalkaders Kunstturnen:

Turnen ist für uns von einem Hobby zu einer Leidenschaft geworden. Es ist ein fixer Bestandteil unseres Lebens. 25 Stunden pro Woche, 6 Tage lang gehen wir unserem Traum, der Olympiateilnahme, nach. Könnten wir nicht jeden Tag in der Halle stehen, würde uns etwas fehlen. Auch Schmerzen und Enttäuschungen gehören zum Kunstturnen. Wir haben gelernt, damit zu leben, damit umzugehen. Nicht umsonst zählt das Kunstturnen zur Kategorie Spitzensport. Es ist eine Kombination von Talent, Fleiss, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin, Ehrgeiz, Motivation, Geduld – und vor allem Freude!

In Magglingen haben wir Turnerinnen die Möglichkeit, aus unseren Träumen Realität zu machen. Es ist keine Frage, dass wir dafür alles geben müssen und dass viel von uns verlangt wird. 

Unsere Trainer und unsere Trainerin unterstützen uns genau auf diesem Weg. Sie helfen, fördern und begleiten uns, und wir werden dabei immer mit Respekt behandelt. Unsere Anliegen werden angehört und die bestmöglichen Lösungen für uns Athletinnen gesucht, damit wir unseren Zielen näherkommen können. Wir alle sind sehr glücklich, in einem äusserst gesunden und familiären Klima in der Halle trainieren zu können. Es herrscht eine offene und ehrliche Kommunikation. 

Fairness und korrektes Verhalten sind im Spitzensport wohl eine der grössten Herausforderungen. Der Druck, allen gerecht zu werden, lastet sowohl auf dem Trainerteam als auch auf uns Athletinnen. Die Trainer und die Trainerin wollen mit Sicherheit nur das Beste für uns und sind darauf angewiesen, dass wir mit ihnen an einem Strang ziehen. Nur so können wir den richtigen Weg einschlagen und unser ganzes Potential ausschöpfen.

Turnen ist eine Lebensschule, die einen stärkt und von der wir auch für die berufliche Laufbahn sehr viel mitnehmen können wie Disziplin, Durchhaltewillen und Kampfgeist. Wir machen unbezahlbare Erfahrungen, die uns ein Leben lang begleiten und von welchen wir in Zukunft profitieren werden. Wir haben ein Ziel, und wir sind bereit, dafür täglich unser Bestes zu geben.


Wir hoffen, dass auch unsere Sicht der Dinge zur Kenntnis genommen wird.
 

Beste Grüsse
Schweizerisches Nationalkader Kunstturnen Männer
Schweizerisches Nationalkader Kunstturnen Frauen

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Silber Partner

Bronze Partner

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