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Das Schweizer Kreuz auf den Fingernägeln war ihr Markenzeichen
Sie war schon als Kind lieber in Turnhallen als an Geburtstagsparties. Da Ballsportarten nicht ihr Ding waren, konzentrierte sich Stefi Siegenthaler von Anfang an lieber auf Balken, Stufenbarren und Turnmatten. Und so begann für sie eine Reise, die auf internationaler Bühne mit kleinen Einzelgeräte-Einsätzen begann und mit einem Mehrkampffinal an den Weltmeisterschaften endete. Immer dabei: Eine Lichterkette fürs Hotelzimmer und rot lackierte Fingernägel mit einem weissen Kreuz darauf. Gerade die Fingernägel zeigen, mit welcher Hingabe und Stolz sie als Kunstturnerin für ihr Land an den Start ging.
Als Familienmensch war sie stets bestrebt, dass das Team zusammenhält. Ihre Kolleginnen bezeichnen sie als gute Seele des Teams, die bekannt dafür war, als Perfektionistin immer gut organisiert zu sein und immer alles dabei zu haben. Das stellte sie unter anderem auch mit ihren Kochkünsten unter Beweis, wenn sie zum Beispiel für das ganze Team Lasagne kochte.
Beeindruckende Karriere
Stefi Siegenthaler begann ihre Karriere im Nationalkader im Jahr 2014 und hat seitdem zahlreiche Erfolge erzielt. Sie ist Mitglied des TV Hinwil (ZH) und spezialisierte sich auf den Stufenbarren, ihre Lieblingsdisziplin. Zu ihren Leistungen zählen unter anderem der 24. Platz im Mehrkampf bei den Weltmeisterschaften 2021 in Kitakyushu und der 4. Platz mit der Mannschaft bei den Europameisterschaften 2016 in Bern. Stefi glänzte auch mehrfach bei den Schweizer Meisterschaften, darunter der 1. Platz am Stufenbarren in diesem Jahr in Biel. Ihre Hingabe und ihr Engagement für den Sport haben sie zu einer inspirierenden Figur im Schweizer Kunstturnen gemacht, nicht umsonst war sie jahrelang Team-Captain des Frauen-Nationalkaders. Nun will sich die 26-Jährige neuen Herausforderungen widmen und konzentriert sich auf ihre Ausbildung zur medizinischen Masseurin bei der Prävensana, wo sie ihre Leidenschaft für die Gesundheit der Menschen ausleben will. Ihre Vision ist es, in Zukunft Athleten und Athletinnen mit medizinischer Therapie begleiten zu können.
Samir Serhani: Kunstturner mit Zirkusgenen
Ob kurze, lange oder blonde Haare – Samir Serhani fiel auf den Wettkampfplätzen nicht nur durch seine herausragenden Leistungen, sondern auch durch seinen markanten Stil auf. Diese perfekte Mischung aus Show und sportlicher Höchstleistung war kein Zufall: Als Sohn einer Zirkusfamilie wurde ihm das Talent für Bewegung, Ausdruck und Leistung in die Wiege gelegt.
Schon als kleiner Junge wusste Samir genau, was er wollte. Fasziniert beobachtete er seinen Bruder beim Kunstturn-Training im Turnverein Hegi (ZH) und entschied: «Ich werde auch Kunstturner!» Zwölf Jahre später wurde dieser Traum Wirklichkeit. Samir schaffte 2018 den Sprung ins Nationalkader Kunstturnen Männer des Schweizerischen Turnverbandes (STV) – aus seiner Leidenschaft wurde eine professionelle Karriere.
Sportliche Höchstleistungen und ein starker Fokus auf die Zukunft
Das Zirkusblut in seinen Adern machte das Schwingen, Drehen und Fliegen beinahe zur Selbstverständlichkeit. Bereits als Junior feierte Samir beeindruckende Erfolge und wurde mehrfacher Junioren-Schweizermeister an verschiedenen Geräten. Doch die Schattenseiten des Spitzensports liessen nicht lange auf sich warten, und verschiedene Verletzungen bremsten den heute 25-Jährigen aus. Entmutigen liess er sich dadurch nie: Nach jedem Rückschlag stand er wieder auf, stärker und entschlossener als zuvor. Für sein Comeback gab Samir stets alles und trainierte bis zu 30 Stunden pro Woche in Magglingen. Nach sechs Jahren im Nationalkader hat sich Samir nun entschieden, vom Spitzensport zurückzutreten und ein neues Kapitel in seinem Leben zu beginnen.
Samir setzte nämlich stets auf eine solide Ausbildung. Im Sommer 2019 schloss er erfolgreich seine kaufmännische Ausbildung an der UNITED School of Sports ab und legte mit der Berufsmaturität an der AKAD in Bern nach. Derzeit steckt er mitten in seinem Bachelorstudium in Sportwissenschaften an der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen, wo er sich nun ganz auf einen erfolgreichen Abschluss konzentrieren will.
Und danach? Samir könnte sich gut vorstellen, als Artist im Cirque du Soleil aufzutreten – eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, womit sich der Kreis zur Welt des Zirkus wieder schliessen würde.
Sie werden fehlen
Mit dem Rücktritt von Stefi und Samir verliert der Schweizerische Turnverband (STV) zwei wichtige Mitglieder des Nationalkaders. «Ich hatte mit beiden offene und ehrliche Gespräche und konnte ihre persönlichen Entwicklungsprozesse und Entscheidungen nachvollziehen», sagt David Huser, Leiter der Olympischen Mission beim STV. «Beide haben enorm viel in den Turnsport investiert und waren wertvolle Stützen des Kaders. Wir verlieren auch zwei Menschen, die mit ihrer Charakterstärke und ihren individuellen Persönlichkeiten dem Team in Magglingen fehlen werden.»
Der STV bedankt sich bei Stefi Siegenthaler und Samir Serhani für ihre herausragenden Leistungen und ihr unermüdliches Engagement und wünscht ihnen alles Gute für ihre Zukunft.