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Zur Person Giulia Damiano
Geburtsdatum: 19. September 1998
Wohnort: Lausanne
Beruf: Mitarbeiterin im Organisationskomitee ETF Lausanne 2025
Verein:gymPully
Hobbys: Turnen, Tennis, Klettern in der Halle
An diesem sonnigen Tag im Juni treffe ich Giulia Damiano im Büro des Organisationskomitees von Lausanne 2025, im Zentrum von Lausanne. Die 26-jährige Waadtländerin arbeitet hier seit Mitte Januar 2023. Zunächst absolvierte sie hier parallel zu ihrem Sportmanagement-Studium an der Universität Lausanne ein neunmonatiges Praktikum, bevor sie im Oktober 2023 die Stelle im Sekretariat antrat.
Eine Herausforderung, die es ihr erlaubt, ihre Leidenschaft für das Turnen und den Sport mit dem Universitätsstudium zu verbinden und gleichzeitig mitten in der Organisation eines Grossanlasses zu sein. Und zwar bei der grössten Sportveranstaltung der Schweiz, die nach 74 Jahren wieder an die Ufer des Genfersees zurückkehrt. Lausanne 2025 ist übrigens nicht der erste Turnanlass, an dem Giulia mitwirkt.
Der gymPully treu geblieben
Seit frühester Kindheit ist das Turnen ein fester Bestandteil von Giulia Damianos Alltag. Sie war immer Mitglied bei gymPully. Zuerst als Geräteturnerin, dann auch als Leiterin, Richterin und am Ende Vizepräsidentin des Vereins. «Durch diese Funktionen konnte ich an verschiedenen Fronten arbeiten», erklärt die Waadtländerin. Tätigkeiten, die sie noch heute ausübt. «Momentan leite ich noch die Bodensektion der Aktiven und bin somit jeden Montagabend in der Turnhalle. Ausserdem habe ich das Richterbrevet B1 Einzel- und Vereinsgeräteturnen, das ich 2023, nach meinem Unfall, gemacht habe», präzisiert Giulia.
Im Jahr 2021 wurde Giulias Leben auf den Kopf gestellt. Während eines Trainings an den Schaukelringen stürzte die Turnerin und fiel aus fünf Metern Höhe auf den Rücken. «Eigentlich turnte ich ein gewohntes Element an den Ringen, mir unterlief aber ein Fehler beim Timing. Dadurch kam es zu einem Ruck in den Ringen und ich fiel mit dem Rücken auf die dünnen Matten.»
Ein folgenschwerer Sturz, der sie zur Paraplegikerin machte. «Ich merkte sofort, dass etwas nicht stimmt. Die Schmerzen in meinem Rücken waren extrem und ich konnte mich nicht mehr bewegen», erinnert sich die Turnerin.
Unerschütterliche Entschlossenheit
Im Spital wurde sie die ganze Nacht lang operiert. Zwei Tage später folgte eine zweite Operation. Nach zehn Tagen wurde Giulia ins Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil verlegt, wo sie fünf Monate für die Rehabilitation verbrachte. «Nach sechs Wochen ohne Bewegung musste ich alles wieder neu lernen – zum Beispiel mit Physio- und Ergotherapie. In dieser Zeit bekam ich viel Besuch, auch von Mitgliedern meines Turnvereins.»
Eine Phase, in der Giulia beschloss, aktiv zu bleiben und sich nicht unterkriegen zu lassen. «Ich entschied, mein Studium weiterzuführen. Dank Covid waren Online-Vorlesungen alltäglich geworden. So konnte ich meine Kurse für den Master trotzdem absolvieren und das Jahr normal beenden. Ich durfte ausserdem meine Semesterprüfungen in Nottwil ablegen», erzählt sie. Eine unerschütterliche Entschlossenheit also? «Eher ein Mittel, um dem Alltag zu entfliehen und nicht nur an die Rehabilitation zu denken», schmunzelt Giulia.
Bei ihrer Rückkehr nach Lausanne wartete eine weitere Herausforderung. Ihre Wohngemeinschaft war nicht rollstuhltauglich und sie musste einen neuen Ort finden, wo sie leben konnte. «Nach intensiver Suche habe ich endlich eine passende Wohnung in der Nähe des Stadtzentrums gefunden. Tatsächlich war es die einzige verfügbare Wohnung in der Region. Seit April 2022 wohne ich dort mit meinem Freund Alejandro, und sie ist nicht weit von meinem Arbeitsplatz im Organisationskomitee von Lausanne 2025 entfernt», erklärt die Waadtländerin.
Inklusion im Fokus der Überlegungen
Eine Arbeit, die sie als ideal bezeichnet: «Einen so grossen Anlass in meinem Sport und in meiner Stadt mitorganisieren zu dürfen – ich kann mir nichts Schöneres vorstellen», freut sich Giulia und ergänzt: «Ich bin für fünf verschiedene Kommissionen verantwortlich: die Übersetzungen, das allgemeine Sekretariat, die Informatik, die Akkreditierungen und für das ETF on Tour», erklärt sie.
Für das Organisationskomitee des 77. Eidgenössischen Turnfestes spielt die Inklusion eine wichtige Rolle. Giulia Damiano kann sich auch in diesem Bereich einbringen. «Ich bin sozusagen eine Schlüsselfigur für die Inklusion», meint sie mit einem Schmunzeln. Wenn sich der Inklusionsausschuss mit bestimmten Fragen befasst, wird die Meinung von Giulia eingeholt. «Indirekt bin ich bei den Überlegungen zur Inklusion beteiligt. Ich spiele eine Schlüsselrolle, indem ich meine Perspektive und meine Erfahrungen aus dem Alltag im Rollstuhl einbringe.»
Ungebrochene Leidenschaft
Was den Sport im Allgemeinen betrifft, ist die Situation jedoch nicht gleich, was die Athletin bedauert: «In Lausanne gibt es viele Sportstätten, die aber nicht für alle geeignet sind. Ausserdem fehlen Freizeitsport-Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung. Es gibt noch viel zu tun, vor allem, was die Zugänglichkeiten dieser Orte angeht.»
Dies hindert Giulia jedoch nicht daran, neue Disziplinen auszuprobieren, wie zum Beispiel das Klettern in der Halle, Tennis oder Handskifahren, welche sie dank angepasster Ausrüstung regelmässig betreibt.
Trotz aller Widrigkeiten ist Giulia dem Turnsport treu geblieben, und ihr Leben ist vom Sport geprägt, sei es im Beruf oder in der Freizeit. Wenn ihr Vertrag nach dem Eidgenössischen Turnfest im August 2025 ausläuft, wünscht sie sich, weiterhin im Sportbereich arbeiten zu können.