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Ein neues Wettkampfdress, ein Trainingslager oder eine neue Vereinsfahne. Die Wünsche, die sich Teams oder Einzelpersonen erfüllen möchten, sind vielfältig. Oftmals fehlen ihnen dazu jedoch die finanziellen Mittel. Deshalb wird für die Finanzierung immer wieder auf Crowdfunding zurückgegriffen. Ein Phänomen, das es bereits seit 13 Jahren gibt.
Seit 2008 existieren sogenannte Crowdfunding-Plattformen im Internet. Das Prinzip ist simpel. Mit der Lancierung eines Projektes möchte man während einer bestimmten Zeitspanne möglichst viele Menschen animieren, mit einem Geldbetrag zu helfen, einen Traum zu realisieren. Schafft man die zu Beginn gesetzte Geldmarke, lässt sich das Projekt in die Tat umsetzen.
Mit kleinen Beiträgen erfolgreich
In der Schweiz gibt es zahlreiche solcher Plattformen. Ausschliesslich auf Sportprojekte hat sich das Berner Unternehmen «I Believe in you» spezialisiert. Seit 2013 unterstützen Jocelyn Sommer, Leiter Crowdfunding, und sein Team bei der Realisierung von Sport-Projekten. «Beim Crowdfunding sind oftmals viele kleine Beiträge der Schlüssel zum Erfolg», sagt Sommer.
Entscheidend sei, dass eine gewisse Eigendynamik entsteht. «Ähnlich wie bei einem Sponsorenlauf, muss das Umfeld animiert werden, um erfolgreich zu sein», ergänzt er. «Wenn nur eine Person im Verein reisst, funktioniert es nicht.»
Dass Crowdfunding im Sport Potenzial hat, zeigen die mehr als 2000 Projekte, die seit der Lancierung der «I Believe in you»-Plattform realisiert werden konnten, darunter auch einige Turnprojekte. So sind allein in den vergangenen drei Jahren 36 Turn-Wünsche erfüllt worden. Damit ein Projekt auch erfolgreich ist, braucht es von den Initianten viel Arbeit. «Ein Crowdfunding ist kein Selbstläufer», sagt Andreas Dietrich. Der Professor an der Hochschule Luzern ist ein Crowdfunding-Experte.
Videos helfen
«Die Emotionalität und eine gute Kampagne auf den sozialen Kanälen sind sehr wichtig beim Crowdfunding», sagt Dietrich und ergänzt: «Die Kern-Aussage eines Projekts muss innert zehn Sekunden klar sein. Videos helfen dabei sehr häufig mit.» Denn, wer Videos einsetze, erhöhe seine Chancen, weiss der Experte. Jocelyn Sommer fügt hinzu: «Wichtig ist die Geschichte, die hinter dem Projekt steckt.»
Der Aufwand zahlt sich in den meisten Fällen aus. So erhalten, unabhängig von der gewählten Plattform, rund zwei Drittel aller Projekte ihren gewünschten Geldbeitrag, weiss Andreas Dietrich.
Der Professor verweist auf seine Studie, die zeigt, dass im Bereich des sogenannten Crowdsupporting, zu dem auch die gängigen Plattformen wie «I Believe in you», «Lokalhelden» oder «We make it» gehören, im Jahr 2019 rund 25 Millionen Franken umgesetzt wurden. Davon seien 5,5 Millionen Franken in Sportprojekte geflossen. «Der Sport ist damit eine der wichtigsten Kategorien im Crowdsupporting», betont Dietrich.
Über das Ende hinaus
Ein Crowdfunding-Projekt könne aber viel mehr als nur eine Sammelaktion werden, sagt Sommer: «Es kann auch der Startschuss für die Gründung eines Gönnervereins sein.» Beim Crowdfunding werde automatisch eine Gemeinschaft aufgebaut. Leute, die einen Verein oder Einzelsportler auf diesem Weg finanziell unterstützen, können allenfalls auch für die weitere Zukunft interessant sein. «Wir empfehlen immer, den Kontakt zu den Unterstützern auch nach Projektende aufrechtzuerhalten», so Jocelyn Sommer.
Doch was macht Crowdfunding so beliebt? «Ich glaube, es ist die Einfachheit. Man kann heute ein Projekt starten und gleich online gehen», sagt Sommer. Zudem werde die jüngere Zielgruppe über die Online-Kanäle sehr einfach erreicht. «In der digitalen Welt lässt sich ein Projekt schnell und breit streuen. Gerade diese Breite ist gefragt», sagt Sommer. Ein Punkt, den auch Andreas Dietrich anspricht: «Es ist wichtig, mehrmals auf die Kampagne aufmerksam zu machen. Am besten bereits im Vorfeld.»
Die Zeiten, in denen man von Tür zu Tür ging, um Geld für den Verein zu sammeln, gehören seit Crowdfunding wohl der Vergangenheit an. «Da man für ein konkretes Ziel sammelt, ist es für die Unterstützer greifbarer», so Sommer und ergänzt: «Geschichten verkaufen sich immer viel besser.» Davon schreibt gerade der Sport und das Turnen so manche, die oft mit vielen Emotionen bepackt sind.
Viele Leute motivieren
Simone Angéloz
Simone Angéloz ist Mitglied im TV Kaufleute Solothurn. Mit der Gruppe «Zero Gravity» hat sie an der Gymnaestrada 2019 in Dornbirn teilgenommen. Dafür hat die Gruppe unter ihrer Leitung ein Crowdfunding-Projekt gestartet und 10'590 Franken gesammelt.
Simone Angéloz, was hat euch zum Crowdfunding-Projekt bewogen?
Simone Angéloz: Wir wussten, dass die Teilnahme an der Gymnaestrada in Dornbirn sehr teuer wird. Wir benötigten für unseren Auftritt neue Dress und in unserer Gruppe waren viele Lehrlinge und Studenten dabei. So bin ich auf die Plattform ‹I Believe in you› gestossen und dachte ein Versuch wäre es wert, auf diesem Weg die benötigten 10'000 Franken zu sammeln.
Wie ist euer Fazit nach Projektschluss ausgefallen?
Alles in allem fiel unser Fazit positiv aus. Wir mussten aber immer dranbleiben, um die Summe auch zusammen zu kriegen. Vor allem um das Projekt einmal ins Rollen zu bringen, war es wichtig, erste Leute zum Spenden zu motivieren. Von Firmen war es eher schwierig, Geld zu erhalten. Die grossen Beiträge erhielten wir meist von Privatpersonen. Glücklicherweise unterstützte uns auch ‹FernUni.ch› zusätzlich.
Könnt ihr Crowdfunding weiterempfehlen?
Ja, ich würde es anderen Vereinen sicher weiterempfehlen. Ob wir allenfalls für die Gymnaestrada in Amsterdam 2023 erneut ein Projekt lancieren, wissen wir noch nicht. Derzeit haben wir noch keine Ideen in petto.