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Rhönrad-Turner

Silber und Bronze an der Team-WM Rhönrad

  • 8. August 2023

  • Sabine Krumm

  • zvg RHÖNRADswiss

Nach den hervorragenden Ergebnissen an der Einzel-WM 2022 konnte die Schweizer Rhönrad Nationalmannschaft erneut brillieren. Am 15. Juli 2023 fanden in Chicago (USA) die Team-Weltmeisterschaften statt, wo die Schweiz Silber (Senior Team) und Bronze (Junior Team) gewinnen konnte.

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Für das Junior Team starteten Luca Küttel (TV Waldstatt), Noemi Meier (TV Waldstatt), Katharina Müller (SATUS Züri 12), Meret Stark (TV Liestal) und Fabienne Wehrli (TV Waldstatt) und holte Bronze. Das Senior Team mit Leonie Botta (STV Untersiggenthal), Chiara Lenzo (TV Waldstatt), Simon Rufener (SATUS Züri 12), Fabrice Schubert (SATUS Gontenschwil) und Cheyenne Wietlisbach (STV Untersiggenthal) gewann Silber. Betreut wurden die Teams durch Head Coach Sabine Krumm und Coach Luzian Hirzel.

Die Team-Weltmeisterschaften obliegen einem speziellen Format, das sowohl für das Publikum wie auch die Delegationen bis zum Schluss sehr spannend ist. Pro Land und Team werden sechs Übungen gezeigt. Diese werden in sechs Runden geturnt. Das Land mit der höchsten Note in dieser Runde erhält vier Punkte, das Land mit der zweithöchsten Note drei Punkte usw. Jedes Land setzt in einer selbst gewählten Runde einen Joker. Dieser verdoppelt die Punkte des betreffenden Landes in dieser Runde, wird erst zu Beginn der jeweiligen Runde bekanntgegeben und kann den Ausgang des Wettkampfes substanziell beeinflussen.

Stehend mit Medaille: Senior Team (v. l. Chiara Lenzo, Simon Rufener, Cheyenne Wietlisbach, Fabrice Schubert, Leonie Botta). -- Sitzend: Junior Team (v.l. Noemi Meier, Meret Stark, Katharina Müller, Luca Küttel, Fabienne Wehrli). -- Links stehend (v. l.): Matthias Reich (Kampfrichter), Larissa Müller (Kampfrichterin), Sabine Krumm (Head Coach) Rechts stehend (v. l.): Luzian Hirzel (Coach), Kathrin Roser (Kampfrichterin), Remo Meyer (Kampfrichter)

Zuerst bestritt das Junior Team seinen Wettkampf. Luca Küttel eröffnete für die Schweiz und holte mit zwei souveränen Sprüngen direkt die ersten vier wichtigen Punkte. Noemi Meier doppelte in der zweiten Runde nach. Mit einer fast fehlerfreien Geradekür hielt sie dem zusätzlichen Druck durch den Joker stand und verdoppelte ihre vier Punkte durch den Joker auf acht Punkte, das heisst auf insgesamt 12 Punkte. Katharina Müller hatte in ihrer Spirale-Kür in der dritten Runde dann etwas Pech. Sie verlor mit einem Fuss den Druck auf dem Reifen, so dass sie einen Sturz hinnehmen musste. Sie turnte ihre Kür jedoch selbstsicher zu Ende und sorgte dafür, dass die Schweiz mit insgesamt 14 Punkten weiterhin auf dem ersten Platz blieb.

Meret Stark hatte es in Runde 4 mit Gerade und Runde 5 mit Spirale dann nicht leicht, denn Deutschland setzte seinen Joker in Runde 4 und sowohl USA wie auch Israel seinen in Runde 5 ein. Das bedeutete, dass gleich drei Länder ihre stärksten Küren in Meret Starks Runden vermuteten. Ein Sturz in Gerade und ein Platzproblem mit der Fläche in Spirale setzte Stark zusätzlich vor einige mentale Herausforderungen. Trotzdem konnte sie insgesamt drei Punkte für die Schweiz ergattern, hatte jedoch gegen die strategisch optimal platzierten Joker von Deutschland und Israel keine Chance, so dass sich die Schweiz vor der letzten Runde mit 17 Punkten hinter Israel (20 Punkte) und Deutschland (19 Punkte) einreihte.

Fabienne Wehrli gelang dann in der sechsten und letzten Runde eine flüssig durchgeturnte Geradekür, jedoch änderten die erreichten drei Punkte nichts mehr am Gesamtergebnis für die Schweiz. Die Schweiz platzierte sich mit 20 Punkten hinter Israel (22 Punkte) und Deutschland (23 Punkte), aber sehr deutlich vor den USA (8 Punkte).

Rhönrad-Turnerin
Noemi Meier im Geradeturnen

Mentale Stärke und Erfahrung zahlen sich aus

Kurz darauf hiess es dann auch für die Seniors, mit diesem von den Juniors vorgelegten hervorragenden Resultat möglichst gleichzuziehen. Japan setzte direkt in der ersten Runde seinen Joker auf eine souverän gesprungene Doppelschraube und legte somit mit acht Punkten vor. Für die Schweiz ging Chiara Lenzo als erstes an den Start. Auch ihrer Kür war die Spiralefläche nicht gut gesinnt, so dass sie bei einem Element aus der Fläche raus und in die Abschrankung hineinturnte. Dank ihrer mentalen Stärke liess sie sich davon aber nicht beirren, richtete ihr Rad neu aus und beendete ihre Kür sturzfrei. Damit holte sie für die Schweiz die ersten zwei wichtigen Punkte. In der zweiten Runde zerrte Simon Rufeners Geradekür dann an allen Nerven. Der amtierende Weltmeister im Geradeturnen blieb schon kurz nach Beginn der Kür mit den Fersen an einem der Bretter hängen und streifte sich so beide Turnschläppchen halb von den Füssen. Dank seiner Erfahrung konnte er jedoch trotzdem alle Elemente abspulen. Kurz vor Ende der Kür schüttelte er dann beide Turnschläppchen ab und setzte nur in Socken zum Abgang an. Die Spannung in der Halle war deutlich spürbar, denn der Parkettboden, auf dem er gleich landen würde, war bekanntermassen glatt. Hier zeigte sich erneut das Können des Weltmeisters, stand er doch den Saltoabgang ohne Mühe und erzielte mit seiner Kür die Höchstnote der Runde. Viel Zeit, um sich von diesem spektakulären Auftritt zu erholen, hatte er nicht, denn Rufener trat in Runde 3 direkt mit seiner Spiralekür an, die ihm ebenfalls hervorragend gelang und der Schweiz weitere vier Punkte einbrachte.

Chiara Lenzo im Spiraleturnen

Spannend bis zum Schluss

In der vierten Runde ging nun Leonie Botta für die Schweiz an den Start. Sie zeigte eine sehr harmonische, flüssige Geradekür, zog das Publikum mit ihrem Ausdruck in ihren Bann und holte damit wiederum 4 Punkte für die Schweiz. Nun versprach es richtig spannend zu werden, da die Schweiz und Japan mit je 14 Punkten gleichauf lagen, gefolgt von Deutschland mit 11 Punkten. Österreich setzte in der fünften Runde seinen Joker, genau wie die Schweiz. Cheyenne Wietlisbach zeigte in dieser Runde einen gestreckten Salto rückwärts mit eineinhalb Schrauben und war damit die erste Schweizerin überhaupt, die mehr als eine ganze Schraube an einer Weltmeisterschaft präsentierte. Ausserdem war es für sie der erste Wettkampf, an dem sie diesen Sprung zeigte. Bekannt für ihre Nervenstärke brachte auch der zusätzliche Druck des Jokers sie nicht aus dem Konzept und sie brachte beide Sprünge gekonnt in den Stand. Leider kam ihre Note nicht ganz an die spektakuläre, neue Geradekür der deutschen Konkurrentin heran, so dass die Schweiz in dieser Jokerrunde sechs Punkte erhielt. Fabrice Schubert hatte es in der sechsten und letzten Runde dann besonders schwer, da Deutschland seinen Joker setzte. Obwohl er seine beiden Sprünge sauber stand, kam seine Note nicht an die anderen Küren heran, so dass die Schweiz in dieser Runde lediglich einen Punkt mitnehmen konnte. Das Schweizer Senior Team platzierte sich somit mit 21 Punkten auf dem zweiten Rang hinter Deutschland (23 Punkte) aber doch deutlich vor Japan (17 Punkte) und Österreich (12 Punkte).

Die Schweizer Delegation konnte somit mit zwei Team-WM Medaillen im Handgepäck den Rückflug antreten. Jedes Teammitglied hatte sein Bestes gegeben und dadurch diese hervorragenden Resultate erst ermöglicht. Man darf also mit Spannung und Zuversicht auf die Einzel-WM 2024 blicken.

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