Pablo Brägger und Christian Baumann bestritten den Mehrkampf. Dem 28-jährigen Team-Captain zeigte an seiner letzten EM einen starken Wettkampf. Er qualifizierte sich als Fünfter (82,665 Punkte) für den Mehrkampffinal. Am Barren (14,833 / 6.) und vor allem an seinem Paradegerät Reck trat der Europameister von 2017 überzeugend auf. Obwohl er am Reck nicht die alle Schwierigkeiten turnte (6,3 statt 6,6). «Ich wurde nervös während der Übung und wollte nichts mehr riskieren», so der Ostschweizer. Mit der zweithöchsten Note von 14,100 reichte es trotzdem locker für den Finaleinzug. Auch beim Sprung musste Brägger umdisponieren. Weil er nicht gut vom Sprungtisch wegkam, turnte er nur eine Doppel- statt zweieinhalbfach Schraube. Bei der abschliessenden Bodenübung verspickte es ihn bei den Landungen. «Ich habe also noch Verbesserungspotential im Final», meint Brägger.
Auch Christian Baumann turnte einen guten Mehrkampf. Seine ersten fünf Übungen brachte er sauber durch. Der Start am Pauschenpferd sei es, wie er sagt, noch etwas harzig gelaufen. «Mit Barren und Reck bin ich sehr zufrieden. Viel besser ginge gar nicht», so der 26-jährige Aargauer. Als Dritter (14,933) am Barren und Vierter (13,833) am Reck darf er am Sonntag, 25. April in den Finals nochmal antreten. Beim letzten Gerät, dem Boden, bekundete Baumann aber grosse Mühe und stürzte zweimal. Als 24. qualifizierte sich Baumann ebenfalls für den Mehrkampffinal.
Nationenregel wird Marco Pfyl zum Verhängnis – Gischard mit starker Bodenübung
Mit Andrin Frey, Marco Pfyl, Benjamin Gischard und Noe Seifert standen an einzelnen Geräten noch weitere Schweizer im Einsatz.
Gischard haute gleich zum Start eine starke Bodenübung raus. Mit dieser katapultierte er sich als Drittbester in den Gerätefinal (14,666). Am Pauschenpferd zeigte er sich solide. Auf den Start am Sprung verzichtete er, weil er seinen Rückenschmerz nicht wieder verschlimmern wollte.
Sowohl Frey (20) und Pfyl (23) bestritten in Basel ihren ersten Grossanlass bei der Elite. Ersterer turnte am Boden sauber durch, am Sprung musste er einen Sturz beim Roche (Überschlag mit Zweieinhalbfach-Salto) in Kauf nehmen. «An diesem Gerät hätte ich mir mehr erhofft, aber im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das mein erster Einsatz an einer Elite-EM war», so sein Fazit.
Marco Pfyl glückte seine EM-Premiere hervorragend. Der Zürcher turnte sich sowohl am Barren (8./14,766) als auch am Reck (6./13,766) mitten in die europäische Spitze. Bei beiden Geräten hätte es sogar für den Finaleinzug gereicht. Gäbe es da nicht die Regel, dass nur zwei Turner pro Nation denselben Final bestreiten dürfen. Da er sich hinter Brägger und Baumann klassierte, darf Pfyl nicht antreten.
«Das ist blöd gelaufen, aber ich bin trotzdem mega zufrieden. Schliesslich hätte ich nicht damit gerechnet, dass es gleich an beiden Geräten soweit nach vorne reicht», zeigt sich der Zürcher gelassen.
Einmal top, einmal flopp lief es für Noe Seifert an seinen zweiten Europameisterschaften. Am Pauschenpferd zeigte er eine starke Übung und klassierte sich damit auf dem guten 13. Platz (13,666). Indes misslang ihm die Barrenübung komplett.
Geburtstagsgeschenk für den neuen Cheftrainer
Die ausgezeichneten Leistungen des Schweizer Teams bescherten dem Cheftrainer Laurent Guelzec wohl das grösste Geburtstagsgeschenk. «Mit den sieben Finalplätzen bin ich sehr zufrieden und stolz auf die Turner», so der Franzose, welcher heute seinen 50. Geburtstag feiert und zum ersten Mal an einem Grossanlass als Cheftrainer im Einsatz stand.
Russland eine Klasse für sich
Dominiert wurde die Qualifikation von den Russen. Nikita Nagorni, Titelverteidiger im Mehrkampf und mehrfacher Welt- und Europameister, gewinnt die Qualifikation mit fast zwei Punkten Vorsprung auf seinen Landsmann David Beljawski. Zudem sichert sich Nagorni fünf Gerätefinals – alle ausser Reck. Die zwei weiteren Russen Aleksandr Kartsew und Kirill Prokopew auf den Rängen drei und sieben, werden aufgrund der Nationenregelung im Mehrkampffinal nicht antreten dürfen. Ebenfalls eine starke Qualifikation haben Türken gezeigt. Neben den Plätzen vier und fünf im Mehrkampf durch Ahmet Onder und Asil Adem holen sie sich weitere sieben Finalplätze an Einzelgeräten. Sprunglegende Marian Dragulescu sowie «The Flying Dutchman» Epke Zonderland konnten nicht überzeugen und schafften die Finalqualifikation nicht.
Resultate
Am Freitag 23. April stehen die Mehrkampfinals der Frauen (ab 13.30 Uhr) und Männer (ab 17.00 Uhr) auf dem Programm. Alles dazu im EM-Blog.