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Zeitplan Trampolin-WM (Schweizer Zeit)
Donnerstag, 9. November 2023
11.00 – 21.30 Uhr:
Qualifikation Q1 Männer Einzel
12.00 Uhr:
Gruppe 2 mit Simon Progin
15.00 Uhr:
Gruppe 4 mit Gonçalo Alves
Freitag, 10. November 2023
11.00 – 15.00 Uhr:
Qualifikation Q1 Männer Synchron
13.00 Uhr:
Gruppe 3 mit Simon Progin/Gonçalo Alves
19.45 – 20.55 Uhr:
Qualifikation Q2 Männer Synchron (Top 16)
Samstag, 11. November 2023
13.00 – 14.00 Uhr:
Qualifikation Q2 Männer Einzel (Top 24)
Sonntag, 12. November 2023
13.33 – 14.03 Uhr:
Final Männer Synchron (Top 8)
14.43 – 15.13 Uhr:
Final Männer Einzel (Top 8)
Es ist Mittag, als die GYMlive-Redaktorin die Trainingshalle des Regionalen Leistungszentrums (RLZ) in Aigle betritt. Einige junge Turnerinnen und Turner trainieren an den verschiedenen Geräten. In der Mitte der Halle üben Gonçalo Alves und Simon Progin auf den Trampolinen. Beide trainieren für die Weltmeisterschaften im November in Birmingham. Die Elemente, die sie zeigen, sind beeindruckend, ebenso wie die Höhe, in der sie springen. «Bei einer Höhe von acht Metern ist das Gefühl anders», erklärt Gonçalo. Zurzeit verbringen die beiden Westschweizer mit ihrem Trainer mehrere Dutzend Stunden pro Woche in der Halle in Aigle. «Diese ist wie mein zweites Zuhause», fährt er fort.
Von Portugal in die Schweiz
Bevor Progin und Alves für die Weltmeisterschaft 2023 nominiert wurden, verliefen ihre Karrieren unterschiedlich. Der 19-jährige Gonçalo Alves steht noch am Anfang. Auf das Trampolinturnen stiess er im Alter von zehn Jahren in Portugal. Und das eher per Zufall, denn er machte ungewollt auf sich aufmerksam: «Während einer Turnstunde probierte ich mich auf einem Minitrampolin aus und ein Trainer entdeckte mich», schmunzelt Alves. «Er schickte mich ins Probetraining und so entdeckte ich das Trampolinturnen für mich.
Seitdem hat der Sport einen festen Platz in seinem Leben. Er hörte mit dem Schwimmen und dem Ballett auf, die er neben dem Turnen betrieben hatte und trat einem neuen Verein in seiner Heimatstadt Lissabon bei.
Als er zwölf Jahre alt war, veränderte sich sein ganzes Leben. Gonçalo Alves verliess seine Heimat und zog mit seinen Eltern in die Schweiz, in den Kanton Freiburg. «Als ich hier ankam, zögerte ich, den Sport wieder aufzunehmen. Die Tatsache, dass ich ein neues Leben beginnen, mich an mein neues Land gewöhnen und eine neue Sprache lernen musste, schien mir genug», sagt der 19-jährige Turner. «Nach meiner Ankunft hatte ich Kontakt zu Sergio Lucas*. Er war es, der mich motivierte, wieder mit dem Trampolinturnen anzufangen.» Eine Entscheidung, die er heute angesichts seiner Erfolge keineswegs bereut.
*(Anm. d. Red.: ehemaliger Cheftrainer und Nachwuchsverantwortlicher des STV)
Ein Anfang im Zirkus
Simon Progin begann seine Karriere als Akrobat im Zirkus. Im Alter von 16 Jahren, nach einem zweiwöchigen Praktikum in einer Zirkusschule in Sitten, war er sich sicher, dass er sich dieser Kunst widmen wollte. Nach dem Praktikum begann er die dreijährige Ausbildung, die diese Zirkusschule anbot. In diesen Jahren des Zirkustrainings entdeckte er das Trampolin für sich. Als Progins Trainer sein Potenzial auf diesem Gerät erkannte, empfahl er ihm, sich diese Disziplin auszuprobieren und im RLZ erste Versuche zu wagen. Diese waren erfolgreich und Progin begann in Aigle zu trainieren. «Am Anfang kam ich einmal pro Woche, dann immer öfter, bis ich fast täglich trainierte. Am Vormittag trainierte ich im Zirkus in Sion, am Nachmittag auf dem Trampolin in Aigle und am Abend wieder im Zirkus. Obwohl ich erst spät mit dem Trampolinturnen angefangen habe, konnte ich mit meinen Teamkollegen gleichziehen. Mit 21 Jahren wurde ich ins Nationalkader aufgenommen», erzählt Progin. Für ihn ist Trampolinspringen eine andere Art der Akrobatik und seine Ergebnisse zeigen, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat. So gewann er 2014 bei den Europameisterschaften in Guimarães (POR) die Bronzemedaille im Synchron.
Das Gefühl zu fliegen
So unterschiedlich die Lebensläufe der beiden Athleten auch sind, das Trampolinspringen lieben beide sehr, vor allem wegen der Luftsprünge. «Die Flugelemente sind berauschend. Ich habe Angst, von einem 10-Meter-Brett zu springen, aber ich habe keine Angst, wenn ich acht Meter über dem Boden springe», lacht Alves. «Wenn man in der Luft ist, hat man das Gefühl zu fliegen, man fühlt sich frei. Trampolinspringen ist ein wunderbarer Sport und schön anzusehen. Ich liebe es, in der Luft meiner Kreativität freien Lauf lassen zu können, während ich mich an die strengen Regeln des Sports halte», ergänzt Progin.
Erstmals für die Schweiz
An den Weltmeisterschaften 2023 wird Gonçalo Alves zum ersten Mal die Schweiz bei einem internationalen Wettkampf vertreten. Der junge Athlet hat erst vor kurzem die Schweizer Staatsbürgerschaft erhalten. «Früher musste ich für die Qualifikationswettkämpfe in mein Heimatland reisen und bin dann für Portugal an den Wettkämpfen gestartet», erklärt er. Jetzt ist er offiziell Schweizer und kann für unser Land antreten. «Ich freue mich sehr, die Schweiz vertreten zu dürfen. Für mich ist es auch eine Möglichkeit mein Können zu zeigen und diesem Land all das zurückzugeben, was es mir bisher gegeben hat», so der 19-Jährige. Und weiter: «Das Trampolinturnen hat mir im Laufe der Jahre viel gegeben. Durch diesen Sport habe ich Französisch gelernt und mich hier eingelebt.» Ein Sport, der Alves einen Ausgleich zum Alltag bietet und ihn über sich hinauswachsen lässt. «Mein Fernziel ist es, die Schweiz eines Tages an den Olympischen Spielen zu vertreten", erklärt der Freiburger.
Vom Trampolinspringen zum Laufen
Mit 33 Jahren kann Simon Progin auf eine Karriere mit Höhen und Tiefen zurückblicken. Vor allem im Jahr 2022 hatte er eine schwierige Phase und erreichte seine Ziele bei den grossen Wettkämpfen nicht. «Mental war das sehr schwierig», sagt er. Deshalb entschied er sich, seine Karriere zu beenden. Diogo Ganchinho, sein jetziger Trainer, schlug Progin vor, zurückzukommen. «Er überzeugte mich, nicht wegen einer Niederlage aufzugeben.» Ein kluger Rat, denn 2023 erzielte Progin bei den Schweizer Meisterschaften gute Resultate und wurde für die WM selektioniert. 2024 will er mit seinem Teamkollegen Gonçalo Alves an den Europameisterschaften teilnehmen. «Dann schliesst sich für mich der Kreis, wie man so schön sagt. An den Europameisterschaften 2014 war ich erfolgreich und nun möchte ich mit Gonçalo bei der EM 2024 erneut eine Medaille gewinnen.»
Danach will er mit dem Trampolinspringen aufhören. Aber nicht mit Sport. Der Waadtländer ist ein begeisterter Läufer und bereitet gerade einen 45-minütigen Dokumentarfilm mit dem Titel «Boundless» über einen Ultramarathon vor. Neben dem Training ist der Waadtländer im Coachingbereich tätig: «Ich coache vor allem Skifahrer und seit kurzem auch Freerider», erklärt der 30-Jährige. Eine Welt, die er durch seinen Freund Pat Burgener, einen Snowboardprofi, entdeckt hat. Doch zunächst gilt seine ganze Aufmerksamkeit den Weltmeisterschaften im November. «Ich habe mich in meiner Karriere noch nie so erfüllt gefühlt wie jetzt», strahlt Progin.
Simon Progin
Geburtsdatum: 8. September 1990
Zivilstand: ledig
Wohnort: Aigle (Waadt)
Verein: FSG Aigle-Alliance (RLZ Aigle)
Beruf: Sportcoach
Hobbys: Laufen
Gonçalo Alves
Geburtsdatum: 12. Februar 2004
Zivilstand: ledig
Wohnort: Courtepin (Freiburg)
Verein: FSG Aigle-Alliance (RLZ Aigle)
Ausbildung: Gymnasium im Fachbereich Gesundheit
Hobbys: In der Natur sein, Musik, Lesen, mit Freunden ausgehen
Wiedersehen in Birmingham
«Diese WM bietet mir die Möglichkeit, in meiner Trampolinkarriere voranzukommen und Erfahrungen auf internationaler Ebene zu sammeln. Ich liebe diese Wettkämpfe. Sie ermöglichen es einem, als Sportler, aber auch als Mensch zu wachsen», sagt Gonçalo Alves. Auch Progin ist motiviert: «Ich freue mich darauf, die Wettkampfhalle zu erkunden und meine Trampolinfreunde wieder zu treffen. Im Laufe der Jahre sind wir alle eng zusammengewachsen und es ist immer ein Vergnügen, sich an Wettkämpfen zu begegnen.» Was die Ziele angeht, so sind sich beide einig, dass es vor allem darum geht, Spass zu haben, die bestmöglichen Übungen zu zeigen und das gleiche Gefühl wie beim Training zu haben. «Wir versuchen, uns nicht unter Druck zu setzen, es wird eine schöne Erfahrung werden», sagt Gonçalo Alves abschliessend.
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