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Was haben die Ostschweizerin Doris Zürcher aus Warth und der Seeländer Christian «Chrigu» Stucki aus Lyss gemeinsam? – Grösse und Gewicht sind es nicht. Zürcher ist Turnerin, Stucki Schwingerkönig, altersmässig geht es auch nicht auf und Geburtstag haben die beiden auch nicht am gleichen Tag. Die Zürcher-Stucki-Gemeinsamkeit besteht darin, dass im Juni 2023 zwei Karrieren zu Ende gehen: «Chrigu» Stucki hat beim Seeländischen Schwingfest, er siegte, seine Schwingerhosen an den berühmten Nagel gehängt und Doris Zürcher hat beim 30. Treffen der STV-Ehrengarde, auf dem Hallwilersee, ihre Karriere als «Betreuerin der Ehrengarde» ebenfalls für beendet erklärt: Zwei ganz verschiedene Lebensläufe verändern sich. – Aber schön der Reihe nach.
Treffpunkt Lenzburg
Zwei Busse vom STV-Partner «Twerenbold» sind am Samstag, 3. Juni 2023, auf dem Bahnhofplatz Lenzburg in Stellung gefahren. Sie erwarten die Turnenden der STV-Ehrengarde. Ehrengarde-Betreuerin Doris Zürcher hat am ersten Juni-Samstag zum Treffen 2023 in den Turnkanton Aargau eingeladen. Zusammen mit Walter Minder (Wohlen), Friedolin Luchsinger (Tennwil) und Richi Gugerli (Boswil), dem lokalen OK, soll den Eintreffenden aus der ganze Schweiz ein schöner und informativer Tag unter ehemaligen STV-Funktionären und -Funktionärinnen geboten werden. Die «Twerenbold»-Fahrzeuge legen los, der Tag kann starten. Ziel: Schiffanlegestelle «Delphin» bei Meisterschwanden.
Schweizweite Netzwerke halten
Um 10.50 Uhr sticht das Motorschiff «Delphin», am grossen Steuerrad Kapitän Ueli Haller, in See: in den Hallwilersee. An Bord, neben der Schiff-Besatzung, die motivierte Schar der STV-Ehrengarde. Angesagt: «Weisch-no»-Gespräche, Kaffee und Gipfeli auf dem Schiff. Die letzte Zusammenkunft in diesem Rahmen fand im Mai 2022 im Berner Oberland statt – auf dem Thunersee. Wenn es so weiter geht, entwickelt sich die STV-Ehrengarde langsam zu Nautik-Turnenden.
Nachdem die STV-Führung vor einem Jahr fehlte, war der Zentralvorstand in diesem Jahr mit einer Zweierdelegation dabei: Philipp Moor (Hägendorf) und Martin Hebeisen (Grosswangen). Die beiden ZV-Turner tauschten sich rege mit den Anwesenden aus. Diese waren sehr interessiert, wie es im nationalen Verband gerade «so läuft?» und es «läuft» ja einiges. Interessiert zeigten sich auch Paul Engelmann (Mühlheim Dorf) und Hanspeter Tschopp (Ziefen), zwei gewesene Zentralpräsidenten. Die Gesprächsinhalte waren allgemein spannend. Erstaunlich, wie gut die Ehrenmitglieder über das STV-Innenleben im Bild sind. Die über Jahre erarbeiteten Netzwerke scheinen schweizweit gut zu funktionieren.
Stabübergabe und Kapitän Haller
Mitten auf dem See griff Doris Zürcher zum Bord-Mikrofon: «Ich möchte euch offiziell begrüssen. Schön, dass ihr da seid, auf dem schönen Hallwilersee», brachte Doris Zürcher ihre Freude zum Ausdruck. Silvia Paris (Neuenburg) übersetzte ins Französische, so wurden alle angesprochen. Zürcher eröffnete dem EM-Plenum, dass das «heutige 30. Treffen» ihr letztes als Betreuerin der STV-Ehrengarde sein werde. «Es freut mich, dass ich euch Christine Althaus aus Frenkendorf – Christine arbeitete viele Jahre auf der STV-Geschäftsstelle in Aarau – als meine Nachfolgerin vorstellen darf», so Zürcher.
Ebenfalls noch auf dem Schiff begrüsste der Gemeindepräsident von Meisterschwanden, Ueli Haller, die STV-Leute und stellte seine Gemeinde vor. Haller sprach aus den Bordlautsprechern, er ist nicht «nur» Gemeindepräsident, er ist auch der Kapitän vom Motorschiff «Delphin» – allgemeines Staunen, Überraschung gelungen. Etwas später legt Haller mit dem «MS Delphin» sanft am Bootssteg beim Restaurant «Seerose» an. Die Kulinarik kann kommen.
«Aargauer Braten», zwei Jahrzehnte
Nach dem «Aargauer Braten mit Kartoffelstock und Marktgemüse» durften Elisabeth Schuler (Beringen, Jg. 1936) und Hans Bommer (Payerne, 1929), wie 2022, kleine Geschenke von Doris Zürcher empfangen. Schuler und Bommer sind die ältesten Ehrengarde-Anwesenden in der «Seerose». Den Verstorbenen der letzten zwei Jahre wurde mit einer Schweigeminute gedacht.
«Vielen Dank für die Einladung an euer Treffen. In Erinnerungen zu schwelgen ist einfach immer wieder grossartig. Wir möchten euch Grüsse vom Zentralvorstand überbringen. Ein besonderer Dank geht an Doris Zürcher, die in den letzten zwei Jahrzehnten, die STV-Ehrengarde betreute. Beeindruckend», meinten Philipp Moor und Martin Hebeisen, die beiden ZV-Delegierten.
«Vielen Dank. Meine Funktion habe ich immer mit Freude ausgeübt. Nun freue ich mich darauf, in einem Jahr als ‹ganz normales› Ehrenmitglied dabei sein zu dürfen», schloss Doris Zücher ihr Votum (s. sep. Zürcher-Interview). – Das Ehrengarde-Treffen 2024 findet am Samstag, 25. Mai, im Baselbiet, statt. Die Vorfreude kann starten.
Am Schluss noch dies: «Vom Schwingerkönig ‹Chrigu› Stucki habe ich schon gehört. Ich würde Stucki aber nicht erkennen, wenn er mir begegnen würde …», so Zürcher.
Doris Zürcher – «Amtsübergabe» ist erfolgt
Die 30. Ausgabe vom jährlichen Treffen der STV-Ehrengarde, vom Samstag, 3. Juni 2023 auf dem Hallwilersee, war ein ganz besonderer Anlass: Nach 21 Jahren übergab die Ostschweizerin Doris Zürcher (Warth) ihr Amt als «Betreuerin der Ehrengarde», an die Baselbieterin Christine Althaus (Frenkendorf). Zürcher führte die Funktion mit absoluter Zuverlässigkeit und grossem Engagement aus. – GYMlive fragte nach.
Doris Zürcher, ein für dich ganz besonderes ‹Ehrengarde-Treffen› ist vorbei. Wie bist du eigentlich vor 21 Jahren zu dieser Funktion gekommen?
Doris Zürcher: Rita Elsener-Canepa (erste STV-Präsidentin, Anm. d. Red.) verstarb im April 2002. Sie betreute bis dahin die Ehrengarde. Damals war ich Mitglied des Zentralvorstandes und hatte auf Ende 2002 meinen Rücktritt bekannt gegeben. Das EM-Treffen 2002 stand vor der Tür und war weitgehend organisiert. Ich wurde angefragt, ob ich das Treffen Ende Mai begleiten würde und wurde so ins kalte Wasser geworfen. Wir hatten einen interessanten Tag in Bellinzona. Nach dem Treffen wurde ich gefragt, ob ich die Ehrengarde-Betreuung künftig übernehmen möchte. Ich sagte zu. Mit meinem Rücktritt hatte ich freie Kapazitäten und konnte mit den Ehrenmitgliedern im Kontakt bleiben.
21 Treffen vorbereiten, ganz viele Geburtstagskarten schreiben (auch an die STV-Angestellten in Aarau, Anm. d. Red.), Nachrufe organisieren und, und, und. Wie bist du organisiert, so dass keine der über rund 430 Karten pro Jahr vergessen gingen?
Planung heisst das Zauberwort. Die Geburtstagskarten habe ich monatlich erstellt, frankiert, in der richtigen Reihenfolge datiert und gestapelt. So sah ich immer, was zur Post muss und konnte, wenn ich in die Ferien fuhr, die Karten einer guten Kollegin im Dorf übergeben. Diese steckte mir dann die Karten am richtigen Tag in den Briefkasten. Das hat immer super geklappt. Alle übrigen Aufgaben fielen spontan an oder ich machte mir in einem Monatsordner Notizen.
Deine Geburtstagskarten bereiteten immer ganz viel Freude. Hast du jeweils auch Rückmeldungen erhalten?
Ja, ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Es wurde sehr geschätzt, in der heutigen digitalen Welt, eine persönliche Karte zu bekommen, die auch noch selbst gebastelt war. Basteln ist ein weiteres Hobby von mir. Dies nutzte ich, um die Karten selbst zu kreieren. Einige schrieben, dass sie meine Texte, meine Sprüche und zum Teil auch die Karten weiterverwendet haben. Andere schrieben, sie haben alle Karten gesammelt. Es gab unglaublich schöne Begegnungen.
21 Treffen sind eine beeindruckende Zahl. Gibt es eine Zusammenkunft, an die du dich besonders, positiv oder negativ, erinnerst?
Jedes Treffen hatte seine persönliche Note. Es ist schwierig eines besonders herauszupicken. Die Ehrenmitglieder schätzen es, wenn genügend Zeit für Gespräche zur Verfügung steht.
Im nächsten Jahr, 2024 im Baselbiet, wirst du als ‹Alt-STV-Ehrengarde-Betreuerin› dabei sein dürfen. Was geht dir dazu durch den Kopf?
Dann kann ich das Treffen vollumfänglich geniessen und muss an nichts denken. Es war eine wunderschöne Zeit, in der ich sehr viele interessante Menschen kennenlernen konnte. Meiner Nachfolgerin, Christine Althaus, wünsche ich eine ebenso spannende Zeit.