Der Rücken im «Kreuz»-Feuer

  • 4. Juni 2021

  • Gabi Widmer

  • Adobe Stock, Gabi Widmer

Warum steht der Rücken oft im «Kreuz»-Feuer? Florian Schmid, Sportphysiotherapeut und Abteilungsleiter Hirslanden Training Aarau, hat sich den herausfordernden Fragen der Teilnehmenden gestellt und am Thementag Rücken viele Tipps und Tricks fürs Training in den Sporthallen vermittelt.

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Der Rücken steht oft von vielen Seiten unter Beschuss. Das Thema entfacht einen Schwall an Fachmeinungen. Dadurch ist es nicht ganz einfach, dieses Wunderwerk der Natur zu begreifen und gut zu behandeln. Florian Schmid hat mit viel Expertenwissen einen wertvollen Beitrag zum Verständnis des Phänomens Rücken geliefert.

Schmid brachte am Rückentag seinen Assistenten «Jonny», das Skelettmodell, mit und startete den Kurs mit dem Grundwissen zur Anatomie der Wirbelsäule. Es kam die Frage auf, warum den Hexen die Schuld an einem Rückenleiden zugeschoben wird? Als Hexe wird eine Frau bezeichnet, die Schadenzauber ausüben kann. Da der Hexenschuss medizinisch nicht ganz fassbar und darum etwas mythisch angehaucht ist, war die Verbindung zu diesem Aberglauben schnell hergestellt. Beim Hexenschuss handelt es sich aber lediglich um eine Schutzfunktion: Die Muskeln übernehmen die Aufgaben eines Fehlerstrom-Schutzschalters. Bei Überlastung der knöchernen Strukturen kommt es zu einem Kurzschluss und die Muskeln verhärten sich, um schlimmeren Schaden zu vermeiden.

Wer gesunde Zähne haben möchte, der putzt sich jeden Tag die Zähne. So verhält es sich im Grunde auch mit dem Rücken.

Nach dem Ausflug in die Anatomie kam Fleisch an den Knochen. Von der oberflächlichen Struktur, also den Muskeln, die für die Bewegung zuständig sind, ging es Schicht für Schicht in lateinischer Fachsprache weiter zu den tiefliegenden Muskeln, die für die Stabilität verantwortlich sind. Schnell wurde klar, Haltung und Bewegung des Rückens sind immer von vielen Faktoren abhängig. Rumpftraining bedeutet also das Stärken der hinteren, vorderen und vor allem der seitlichen Muskelpartien rund um den Rumpf. Weiter ist eine gute Tiefenmuskulatur essenziell für einen starken und dauerhaft gesunden Rücken. Neben dem ganzen Rumpfkorsett sind auch die Faszien wichtige Player. Bei andauerndem Stress zum Beispiel, gelangen Stressmediatoren in die grosse Rückenfaszie und können Rückenprobleme auslösen. Demzufolge können gezielte Entspannung und angepasstes Faszientraining lindernd wirken oder einfach ein gutes Körpergefühl auslösen.

Haltung und Bewegung: das Rumpftraining ist zentral, aber auch die Bein-Achsen müssen stimmen.

Wer gesunde Zähne haben möchte, der putzt sich jeden Tag die Zähne. So verhält es sich im Grunde auch mit dem Rücken. Ein kurzes tägliches Bewegungsprogramm kann viel bewirken.

Im praktischen Teil wurde eine mögliche Übungssammlung vorgestellt. Der Transfer dieses Wissens in die Vereinshallen ist gewünscht. Durch die Erweiterung des Trainings mit Tipps und Tricks für einen gesunden Rücken kann ein wertvoller Beitrag zum allgemeinen Wohlbefinden geleistet werden. Denn es gilt immer noch: nur ein starker Rücken kann entzücken.

Die Zauberformel heisst also: regelmässig kräftigen und dehnen. Sei es im Homeoffice, bei handwerklichen Arbeiten, am Arbeitsplatz oder in den Ferien. Der Rücken hat im Gegenteil zum Menschen nicht gern Auszeiten, er hängt nicht gern in den Strukturen. Es ist also wichtig, ihn in Bewegung zu halten. Sonst gibt es ein Kreuz mit dem Kreuz.

GYMlive-Beitrag zum Thema Rücken

STV-Rückengymnastik Instruktor

Neben dem Thementag Rücken bietet die «Fit & Gesund»-Palette auch den dreiteiligen Grundkurs zum STV-Rückengymnastik Instruktor an. In dieser Weiterbildung werden Kenntnisse vermittelt mit dem Ziel, eine präventiv wirksame Rückengymnastikstunde leiten zu können. Das Übungsrepertoire für rückengerechte Inhalte, mit und ohne Hilfsmittel, wird erweitert. Die gesundheitsfördernden Elemente können auch gezielt in gewohnte Trainingslektionen eingebaut oder bei Bedarf adaptiert werden. In der Ausbildung wird grossen Wert auf die Anwendung der verbalen, visuellen und taktilen Instruktion und Korrektur gelegt.

Der Instruktor-Kurs findet ein Mal im Jahr statt. Die nächste Durchführung ist für den Frühling 2022 geplant. Weitere Infos erhältst du bei Tanja Burkart.

Expertentipp SWICA

«Rückenschmerzen sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Die Ursachen für die Schmerzen können sehr unterschiedlich sein. Regelmässige Bewegung und vor allem Kräftigung wirken präventiv und können bestehende Schmerzen häufig lindern.»
Fabian Göring, SWICA Fachspezialist Präventionsmanagement, MSc Sportwissenschaften

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