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Die Schweizer Kunstturn-Equipe mit Christian Baumann, Luca Giubellini, Florian Langenegger, Noe Seifert und Taha Serhani lieferte auch im WM-Teamfinal vom Dienstag, 3. Oktober 2023, ab. Obwohl sie während des Wettkampfes zwei Stürze zu verzeichnen hatten, liessen die Schweizer am Ende Deutschland, Kanada und Italien hinter sich und erreichten mit 244,426 Punkte den historischen fünften Rang. Besser war die Schweiz letztmals in einem WM-Teamfinal im Jahr 1954 (3. Rang) klassiert. Im Vergleich zur Qualifikation vom Sonntag, verbesserten sich die Schweizer um zwei Ränge.
«Ich bin einfach nur stolz auf das Team und auf das Turnen in der Schweiz», sagte ein sichtlich erleichterter Nationaltrainer Claudio Capelli nach dem Wettkampf. «Unsere Erwartungen waren, dass die Jungs ihre Leistungen aus dem Training auch im Wettkampf abrufen können», ergänzte der Trainer. Die beiden Stürze von Taha Serhani am Barren und Luca Giubellini am Boden, seien zwar schade und dennoch: «Wir müssen realistisch sein. Weiter nach vorne hätten wir uns in diesem Final nicht turnen können. Wir sind quasi die Besten der zweiten Hälfte», sagte Capelli und lacht.
Drei Nationen über 250 Punkte
Die beiden Stürze im Schweizer Wettkampf gilt es deshalb zu relativieren, da praktisch keine Nation ohne Sturz durch den Teamfinal an der WM in Antwerpen kam. Zumal der Modus 5-3-3, bei dem jede geturnte Note auch in die Wertung einfliesst, keine Fehler zuliess. Ganz vorne in die Rangliste turnten die Japaner (255,594) als neue Weltmeister, sowie die zweitplatzierten Chinesen (253,794) und die USA (252,428) allesamt über 250 Punkte. Die Briten als Vierte verpassten diese Marke mit einer Note von 249,461 knapp.
Die Schweizer Kunstturner lancierten ihren Final mit Sprung, Barren und Reck an jenen Geräten, an denen erfahrungsmässig eher höhere Noten geturnt werden. So waren es dann auch Florian Langenegger und Luca Giubellini, die am Startgerät Sprung mit zwei Noten über 14 Punkte gleich einmal vorlegen konnten. Taha Serhani als dritter Schweizer am Sprung bekundete bei seiner Landung etwas mehr Mühe als seine beiden Teamkollegen. Am Barren stimmte beim Winterthurer nach einer tollen Übung das Timing beim Abgang leider nicht, weshalb er die Übung mit einem Sturz beenden musste. Christian Baumann und Noe Seifert als weitere Barren-Turner lieferten hingegen zwei weitere 14er-Noten in die Wertung.
Schweizer glänzen am Reck
Während die Teamleistung am Barren im Vergleich zur Qualifikation weniger hoch benotet wurde, legten die Schweizer dafür zur Wettkampf-Hälfte am Reck wieder nach und turnten insgesamt eine höhere Note als noch in der Qualifikation. Sowohl Christian Baumann, als auch Taha Serhani und Noe Seifert kratzten mit ihren Übungen an der 14er-Marke. (13,866, 13,766 und 13,800). Die Geräte-Reihenfolge hatte zur Folge, dass die Schweizer zur Wettkampf-Hälfte gar auf dem dritten Zwischenrang lagen.
Der Auftakt in die zweite Hälfte des Finals wäre den Schweizern beinahe ähnlich gut geglückt, wie die erste geendet hatte. Wäre da nicht die Landung bei Luca Giubellinis Boden-Übung gewesen, die ihn leider zu Fall gebracht hatte. Denn auch hier zeigten die weiteren Schweizer mit 13,766 (Langenegger) und 13,600 (Seifert) eine ähnliche Leistung wie zuvor die drei am Reck turnenden Schweizer. Gross war die Erleichterung danach im Schweizer Team, als alle drei Turner am vorletzten Gerät, dem Pauschenpferd, eine sturzfreie Übung darboten. Sowohl Langenegger, als auch Giubellini und Seifert meisterten diese Hürde sehr solide und sauber.
Glücklich und ausgelaugt
An den Ringen, die nicht zu den Schweizer Stärken zählen, liessen Florian Langenegger, Noe Seifert und ganz zum Schluss Routinier Christian Baumann aber nichts mehr anbrennen. «Wir haben als Team einen super Wettkampf abgeliefert», freute sich Noe Seifert, der zugleich aber auch völlig ausgelaugt war und hinsichtlich seiner nächsten Aufgabe, dem Mehrkampf-Final vom Donnerstag hinzufügte: «Jetzt brauche ich einfach nur Erholung.» Seifert konnte unmittelbar nach dem Wettkampf auch gar noch nicht realisieren, was er und seine Teamkollegen mit diesem fünften Rang in einem WM-Teamfinal aus Schweizer Sicht vollbracht haben.
«Ich bin völlig überwältigt. Mit einer solchen Platzierung hätte keiner von uns gerechnet», ergänzte dafür Florian Langenegger, der mit seinen vier Einsätzen im Teamfinal mehr als zufrieden war: «Ich hoffe, ich konnte dem Team mit meinen Leistungen jeweils Sicherheit geben.» Ein Schlüssel zum Erfolg sah der Turner des STV Schlossrued auch darin, dass der grosse Druck mit der geschafften Olympia-Qualifikation bereits nach der Qualifikation vom Sonntag weggefallen war. «Unser Hauptziel an dieser WM hatten wir so bereits erreicht und konnten im Teamfinal ohne Druck an die Geräte. Es konnte nur noch besser werden.» Oder wie es Trainer Capelli passend abrundete: «Wir haben das Optimum aus uns heraus herausgeholt. Wenn wir weiterhin an uns glauben, können wir diese Leistung auch in einem Jahr an den Olympischen Spielen abrufen.»
Ähnlich lange zurück wie das bislang beste Teamfinal-Resultat an einer WM (1954), liegt der letzte Podestplatz einer Schweizer Kunstturn-Equipe an Olympischen Spielen (1952). Träumen sei an dieser Stelle durchaus auch einmal erlaubt und wenn die Kunstturn-Mannschaft von Antwerpen in diesen Tagen eines bewiesen hat, dann die Tatsache, dass «historische» Ergebnisse durchaus immer wieder möglich sind.