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Christine Vögeli
Name: Christine Vögeli
Geburtsdatum: 6. März 1990
Wohnort: Bern
Verein: Turnverein Orpund
Disziplin: Gymnastik Bühne
Funktion: Präventionsverantwortliche TV Orpund seit 2018
Beruf: Sozialarbeiterin
Christine Vögeli, was gab den Ausschlag, dass euer Verein eine solche Funktion eingeführt hat?
Christine Vögeli: Unser aktuelle Vereinspräsident war schon immer sehr sensibilisiert und offen für Themen, die unseren Verein zukünftig beschäftigen könnten. Schon im Jahr 2017 wurde er auf das Thema Ethik im Sport aufmerksam, als erste Kampagnen dazu veröffentlicht wurden. Das Thema Sonderprivatauszug wurde damals aktuell. Er griff die Thematik auf und schlug im Vereinsvorstand vor, eine solche Funktion einzuführen. Da ich als Sozialarbeiterin tätig und deshalb im beruflichen Alltag viel mit Ethik und Präventionsthemen konfrontiert bin, habe ich dieses Amt gerne übernommen. Ausserdem finde ich persönlich, dass es auch im Breitensport wichtig ist, sich diesem Thema zu widmen.
Was sind genau deine Aufgaben?
Primär geht es darum, die Vereinsmitglieder und deren Umfeld für die verschiedenen Themen im Bereich Ethik im Sport zu sensibilisieren, indem ich Wissen vermittle und Informationen über aktuelle Entwicklungen weitergebe. Ich tue das gezielt einmal im Jahr an unserer Vereinsversammlung. Weiter fördere ich den Erfahrungsaustausch unter den Leiterinnen und Leitern. Sie schildern zum Beispiel Situationen, bei denen sie nicht sicher waren, ob sie richtig herangegangen sind. So können sie voneinander profitieren und sich reflektieren. Auch bin ich Ansprechperson für alle Vereinsmitglieder und ihre Angehörigen für Fragen zum Thema Ethik im Sport.
Warum ist es wichtig und wertvoll, eine, für die Prävention verantwortliche Person im Verein zu haben?
Da ich in dieser Funktion Wissen weitergebe und Informationen an die Vereinsmitglieder übermittle, werden sie auf diese Themen sensibilisiert. Das bedeutet, sie entwickeln ein Bewusstsein dafür, was fairer, respektvoller, aber auch gesunder und erfolgreicher Sport ist. Damit tragen sie dazu bei, dass im Verein der Sport nach diesen Werten gelebt wird. Mit dieser Sensibilisierungsarbeit findet bereits die eigentliche Prävention statt, um der Entstehung von Grenzüberschreitungen und -verletzungen entgegenzuwirken.
Was sollte man für ein solches Amt mitbringen?
Es sind keine speziellen Vorkenntnisse nötig. Wichtig ist sicher, dass die Person Offenheit und Neugier gegenüber der Thematik Ethik im Sport mitbringt. Die Person sollte bereit sein, sich neues Wissen anzueignen und dieses dann auch weiterzuvermitteln.
Lastet nicht eine riesige Verantwortung auf dieser Person?
Ein ganz klares Nein. Wir sind Botschafterinnen und Botschafter für diese Themen. Das Wissen müssen wir uns nicht selbstständig aneignen, sondern bekommen es durch Schulungen und Informationen vom Schweizerischen Turnverband und Fachexperten vermittelt. Unsere Aufgabe ist es dann, dieses an die Vereinsmitglieder weiterzugeben. Wir grenzen uns klar von irgendwelchen Meldestellen ab. Wir sind nicht verantwortlich dafür, zu beurteilen, ob ein Ethikverstoss vorliegt oder nicht. Es wäre falsch, wenn man Angst hätte vor dieser Funktion, weil es dabei wirklich lediglich darum geht, Wissen zu vermitteln und Sensibilisierungsarbeit zu leisten. Wir übernehmen nicht die Aufgaben, die eine Meldestelle wie SSI hat.
Durch wen kann diese Funktion ausgeübt werden?
Wichtig ist, dass die Funktion der Präventionsverantwortung bei einer Person klar definiert und angegliedert – sozusagen Hüterin respektive Hüter dieser Thematik – ist. Die Funktion soll tendenziell nicht jemandem angegliedert werden, der sonst schon in einem anspruchsvollen Amt wie beispielsweise dem Präsidium tätig ist. In jedem Verein kann die Funktion der präventionsverantwortlichen Person unterschiedlich besetzt werden – auch ein Passivmitglied kommt in Frage. Einzige Voraussetzung ist, dass die verantwortliche Person bei der Übernahme der Funktion einen Sonderprivatauszug vorweisen muss.
Wie viel Aufwand bedeutet dieses Amt?
Der Aufwand dieser Funktion ist überschaubar. Wer neu im Amt ist, geht zuerst in eine einmalige Online-Schulung des STV. Einmal im Jahr findet ein Erfahrungsaustausch mit allen Präventionsverantwortlichen statt. An der jährlichen Vereinsversammlung informiert die Person über den aktuellen Stand innerhalb des Vereins, aber auch über Entwicklungen auf nationaler Ebene. Und natürlich steht die präventionsverantwortliche Person bei Bedarf für die Vereinsmitglieder und deren Umfeld zur Verfügung.
Welchen Mehrwert kann ein Verein aus der Schaffung dieser Funktion schöpfen?
Für den Verein ist diese Funktion ein grosser Mehrwert, da Themen rund um die Prävention und Ethik immer wieder angesprochen und präsent gehalten werden. Berührungsängste sowie Tabus, die das Thema Ethik mit sich bringt, werden so immer weiter abgebaut. Die Vereinsleiterinnen und -leiter gewinnen dank der präventionsverantwortlichen Person an Sicherheit in ihrer alltäglichen Arbeit im Verein. Denn oftmals sind diese mit Situationen konfrontiert, die im Graubereich liegen, wo es manchmal nicht ganz klar ist, was korrekt ist und was nicht. Die Person unterstützt sie mit Tipps, wie sie heikle Themen ansprechen können oder ob eine Weiterleitung an eine professionelle Institution notwendig ist. Durch den Austausch innerhalb des Vereines wird das Werteverständnis allen bewusster gemacht. Das Ziel ist, dass eine gemeinsame Wertehaltung gelebt wird.
Die präventionsverantwortliche Person selbst kann sich zudem spezifisches Wissen aneignen. Sie lernt auch, wie sie dieses Knowhow weitergeben kann. Ausserdem wird durch die Schulungen das Bewusstsein für Risiko- und Grenzsituationen, sowie für den Umgang damit, sensibilisiert.
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