Zur Person
Laura Dittli (31) wohnt in Oberägeri und ist von Beruf Rechtsanwältin. Sie ist Mitglied des Zuger Kantonsrats und Präsidentin «Die Mitte Kanton Zug». Diesen Herbst tritt sie zur Wahl als Regierungsrätin an. Weiter spielt Dittli Klarinette in einem Blasmusikverein. Wenn noch Zeit bleibt, ist sie in den Bergen beim Skifahren oder Wandern anzutreffen.
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Laura Dittli, welchen Bezug hast du zum Vereinsturnen?
Um ehrlich zu sein, hatte ich bis zu diesem OK-Job noch keinen grossen Berührungspunkt damit. Das Vereinswesen an sich kenne ich aber. Ich komme aus dem Musikbereich, der Blasmusik-Szene. Als Kind habe ich Leichtathletik betrieben, aber das ist lange her und nicht vergleichbar mit dem Vereinsturnen.
Wie bist du zu deinem Amt als OK-Präsidentin gekommen?
Ich kenne den Präsidenten des Zuger Kantonalturnverbandes, Pascal Aregger, von früher. Er hat mich angefragt, ob ich Lust hätte, den Verband bei der Durchführung zu unterstützen. Es ist immer hilfreich, eine Person, die in der Politik tätig ist, dabei zu haben. Einerseits wegen der Vernetzung, was die Zugänge zu den Behörden vereinfacht. Andererseits kann es auch in Sachen Sponsoring von Vorteil sein.
Zuerst musste ich fragen, was den das genau für ein Anlass ist (lacht). Pascal hat mir dann alles erklärt und aufgezeigt. Ich fand dies sehr spannend. Deshalb habe ich zugesagt.
Was bedeutet es für dich, einen solchen Anlass zu präsidieren?
Ich freue mich riesig darüber, dass so viele turnbegeisterte Leute nach Zug kommen werden. Für den Kanton ist es lässig, so ein Fest stemmen zu dürfen. Man müsste mal abklären, ob es hier überhaupt schon einen ähnlichen Event in dieser Grössenordnung gab. Ausserdem freut es mich, der Zuger Bevölkerung die Turnwelt näher zu bringen.
Wir haben ein super OK zusammen. In diesem sind wie ich, noch zwei oder drei andere Personen vertreten, die vorher nicht viel mit Turnen am Hut hatten. Ich finde es eine gute Mischung. Alle sind topmotiviert und machen ihren Job grossartig.
Wo steht ihr mit den Vorbereitungen?
Mehrheitlich ist alles auf Kurs. Die eine oder andere Schwierigkeit hat man immer. Mittlerweile ist aber das Wichtigste unter Dach und Fach. Momentan läuft die Anmeldung. Ich bin gespannt, wie viele Vereine dann am Ende tatsächlich teilnehmen werden. Allenfalls müssen wir dann noch Justierungen vornehmen, zum Beispiel mit den Unterkünften. Lange war die Festwirtschaft ein schwieriger Punkt. Das läuft jetzt aber auch.
Woran lag es?
Ich habe das Gefühl, dass ein Grund dafür ist, dass seit zwei Jahren kein grösseres Fest mehr stattgefunden hat. Für die Festwirte war das eine schwierige Zeit und jetzt ist plötzlich wieder alles auf einmal.
Gibt es noch weitere Herausforderungen?
Sicherlich die Rekrutierung von Helferinnen und Helfern. Hier könnten wir schon noch die eine oder den anderen gebrauchen. Eigentlich wollten wir dies mit den Zuger Turnvereinen möglichst abdecken. Aber unser Kanton ist nicht allzu gross und es gibt gar nicht so viele Vereine wie in anderen Kantonen. Aber ich denke, auch hier sind wir auf Kurs. Der OK-Vizepräsident Franz Weingand und die Personalverantwortliche Cornelia Rogenmoser-Henk haben das unter Kontrolle (schmunzelt).
Mit der Bossard-Arena habt ihr eine etwas aussergewöhnliche Lokalität. Wie lief da die Zusammenarbeit?
Erst einmal muss ich sagen, dass dies eine super Location und ein lässiger Ort für einen Wettkampf ist. Nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für das Publikum ist es attraktiv. Die Herausforderung war, dass die Arena vom EV Zug und nicht von der öffentlichen Hand verwaltet wird. Mit dem EVZ mussten wir uns zuerst finden und diverse Verträge abschliessen. Auch wegen dem Gastroangebot in der Halle. Wir konnten nicht einfach auf der grünen Wiese planen.
Ganz am Anfang war auch das Durchführungsdatum eine Herausforderung. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits das Eis wieder vorhanden. Wir müssen die Eisfläche professionell abdecken. Das ist kostspielig. Aber auch wenn es den einen oder anderen Mehraufwand mit sich brachte, lief die Zusammenarbeit sehr gut. Der EV Zug ist sehr verankert und freut sich, wenn in seiner Halle ein anderer Anlass stattfindet.
Eigentlich hätte die SMV vergangenes Jahr in Zug stattgefunden. Wie wirkte sich die Verschiebung auf eure Motivation aus?
Um ganz ehrlich zu sein, wäre ich froh gewesen, wir hätten sie letztes Jahr durchgeführt. Ich erinnere mich, dass das ein wunderschönes Wochenende war. Da habe ich ein paarmal an die Schweizer Meisterschaften gedacht. Vermutlich ging es noch anderen im OK so. Die Motivation über eine so lange Zeit aufrecht zu halten, war schon nicht einfach. Dadurch bestand die Gefahr, das eine oder andere etwas schleifen zu lassen. Nun ist der Schwung aber wieder da. Vor allem seit der Aufhebung der Schutzmassnahmen. Lange mussten wir mit verschiedenen Szenarien planen, weil wir nicht wussten, was möglich sein wird.
Die letzte SM Vereinsturnen fand im Jahr 2018 statt. Wie funktionierte der Wissenstransfer?
Der Plan wäre gewesen, dass wir die SMV 2020 in Bern besuchen, um uns ein Bild zu machen und uns zu informieren. Vor allem für mich, die vorher noch nie an einem solchen Anlass war, wäre dies wichtig gewesen. Als wir wussten, dass diese SMV nicht stattfinden wird, haben wir vom Organisator 2018 die detaillierten Schlussberichte erhalten. Diese Dokumente haben uns sehr geholfen. Ausserdem erhielten wir Unterstützung von den Fachleuten aus dem STV. Da ist ein riesiges Knowhow vorhanden. Von der Wettkampfleitung ist auch immer eine Person an den Gesamt-OK-Sitzungen dabei.
Wie schwierig war es Sponsoren zu finden?
Sehr schwierig, ehrlich gesagt. Man merkt schon, dass auch die Unternehmen durch die Covid-Pandemie einer gewissen Unsicherheit ausgesetzt sind. Sie konnten nicht richtig planen. Hinzukommt, dass wir lange nicht wussten, ob der Anlass überhaupt stattfinden kann. Was soll man da den Sponsoren sagen? Und nach der Absage im vergangenen Jahr, mussten wir schauen, welche Sponsoren weiterhin dabei sind. Das war schon ziemlich harzig.
Glücklicherweise unterstützen uns der Kanton und die Stadt Zug sowie auch unsere weiteren Sponsoren grosszügig. Aber die grosse Breite an Sponsoren zu bekommen, war fast nicht möglich. Das hat vermutlich nichts mit dem Anlass zu tun, sondern weil viele Firmen es wirtschaftlich schwierig hatten und der Turnsport im Kanton Zug weniger bekannt ist.
Das Eidgenössische Schwingfest 2019 fand ja auch in Zug statt. Konntet ihr davon irgendwie profitieren?
Mit dem Gewinn vom Schwingfest wurde eine sogenannte ESAF-Stiftung gegründet. Diese unterstützt Sportanlässe, weshalb wir aus dieser einen Sponsorenbeitrag bekommen haben.
Worauf freust du dich am meisten?
(Lacht) Wenn alles klappt. Die Angst, dass etwas schief geht, ist halt immer da. Deshalb freue ich mich wirklich auf den Moment am Sonntagabend, wenn wir wissen, es ist alles ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Aber vor allem freue ich mich auch auf die Stimmung, wenn so viele Turnende und Zuschauende hier in Zug zusammenkommen und gemeinsam als Verein auftreten.
Was möchtest du zukünftigen SMV-OKs auf den Weg geben?
Erst einmal ein gut funktionierendes OK zusammensetzen. Es schadet auch gar nicht, wenn Personen dabei sind, die nicht aus dem Turnbereich kommen. Eine gute Mischung braucht es. Dann sollte das OK immer dranbleiben und möglichst frühzeitig alles unter Dach und Fach bringen.
Wichtig ist der Austausch mit den Behörden. Vieles läuft darüber. Sei es Unterkünfte, die Wettkampfstätte selbst oder auch die Entsorgung. Da ist man auf viel Goodwill angewiesen.
Wäre auch ein Eidgenössisches Turnfest in Zug ein Thema?
Das wäre sehr cool, aber schon nochmal eine andere Kiste. Ich war bisher nur als Besucherin am ETF in Aarau 2019. Daher kann ich es viel zu wenig einschätzen, was es braucht und ob es von den Platzverhältnissen her überhaupt möglich wäre.
Wie schwierig ist es, den Beruf, die Politik und weiteren Hobbys unter einen Hut zu bringen?
(Lacht) Manchmal ist das schon herausfordernd. Letztlich ist es alles eine Sache der Organisation und Koordination. Klar hat man nicht immer für alles gleich viel Zeit. Für mich ist es aber eher ein Glück, in so vielen verschiedenen Bereichen tätig sein zu dürfen.
Das Interview fand am 10. Juni 2022 statt.
SM Vereinsturnen im Überblick
Datum: 3./4. September 2022 in Zug
Wettkampfstätte: Areal in und um die Bossard-Arena
11 Disziplinen: Barren, Boden, Gerätekombination, Rhönrad, Reck, Schaukelringe, Schulstufenbarren, Sprünge, Trampolin, Gymnastik mit und Gymnastik ohne Handgerät
Anzahl Anmeldungen: 116 Vereine, 205 Starts
Benötigte Helfer/-innen: 500
Weitere Informationen und Tickets:
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