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Wer wird seinem Bewerbungsdossier für eines von fünf Paris-Tickets bei den Männern den besten letzten Schliff verpassen? Diese Frage stellte sich am Samstag in Biel am letzten Olympia-Selektionswettkampf, der gleichzeitig die Schweizer Meisterschaft darstellte. Welchen Stellenwert der Wettkampf im Berner Seeland darstellte, zeigte auch das Aufgebot der Kampfrichterinnen und Kampfrichter. Anstatt der üblichen zwei Kampfrichter beurteilten am Samstagabend beispielsweise vier Richter den E-Wert.
Bickel fängt Wu noch ab
Lena Bickel (SFG Morbio Inferiore) konnte ihren Wettkampf etwas lockerer angehen. Die Tessinerin hatte ihr Paris-Ticket bereits vor den nationalen Meisterschaften in der Tasche. Für Lena Bickel verlief der Wettkampf allerdings nicht nach Wunsch. «Es war ein schwieriger Jahresanfang – bis April konnte ich nicht 100 Prozent trainieren. Ich bin nicht zufrieden mit meiner Leistung heute, aber es war punktemässig gar nicht mal so schlecht», bilanzierte sie ihren Wettkampf. Bei ihrer Bodenübung gab es auch einen Schreckmoment. «Das Knie schmerzt etwas, aber es ist alles okay», gab sie nach ihrem Sturz Entwarnung. Erst an ihrem letzten Gerät, dem Sprung (13,300 Punkte), vermochte sie Anny Wu noch abzufangen und holte mit 50,250 Punkten vor Anny Wu (50,050) und Angela Pennisi (49,200) den Titel.
Hochklassiger Wettkampf der Männer
Bei den Männern hatten sich Matteo Giubellini (STV Eien-Kleindöttingen) und Neo Seifert (Satus ORO) die Siege der ersten beiden Selektionswettkämpfe geholt. Es waren auch am Samstag die beiden, die am Pauschenpferd gleich das Zepter übernahmen. Florian Langenegger (STV Schlossrued) dagegen patzte unüblich für ihn gleich beim ersten Element und musste die Übung neu beginnen.
Beim Sprung vermochte Noe Seifert erstmals mit einem besseren Sprung als Matteo Giubellini (14,166 zu 13,900) die Führung zu übernehmen.
EM-Leistung am Barren übertroffen
Ein hohes Niveau zeigte Matteo Giubellini dann auch am Barren. Der 18-Jährige zeigte weiterhin keine Anzeichen von Nervosität und hatte nach einer sehr souveränen Leistung (14,6) nach vier Geräten bereits 57 Punkte gesammelt.
Noe Seifert antwortete mit der schwierigsten Übung des Abends (6,3 Schwierigkeitspunkte), und der Aargauer übertraf mit seinen 15,400 Punkten gar seinen Wert der Europameisterschaften in Rimini.
Noe Seifert und Matteo Giubellini hielten das Niveau auch am Reck und am Boden hoch. Mit ihren Punkten wäre auch auf internationalem Niveau durchaus eine Topplatzierung realistisch.
Dreifacher Aargauersieg
Im letzten Durchgang legte Matteo Giubellini am Boden mit 14,0 erneut vor, Noe Seifert liess bei seinem ersten Sprung am Boden zwar einige Punkte liegen, liess sich aber nicht mehr abfangen. Mit den Endresultaten von 85,698 Punkten für Seifert und 84,931 Punkten für Giubellini zeigten beide eine Leistung, die auch bei Europameisterschaften die Ränge 1 und 2 bedeutet hätten. «Meine Barrenübung war wohl etwas vom Besten, was ich je gezeigt habe», freute sich Noe Seifert über seine starke Leistung. Florian Langenegger (STV Schlossrued) liess sich nach seinem denkbar schlechten Start am Pauschenpferd nicht verunsichern und turnte sich mit 81,097 Punkten auf den dritten Rang.
Bei den Junioren holte sich Nico Oberholzer (Opfikon-Glattbrugg STV/76,432), bei den Juniorinnen Kea Walser (Turnsport Rüti/50,650) den nationalen Titel. Im Mehrkampf der Amateure standen Fabio Strauss (Siblingen TV/49,016) und bei den Amateurinnen Anina Enzler (Utzenstorf Gym Center Emme/46,050) zuoberst auf dem Podest.
Die Selektionskommission von Swiss Olympic wird am 27. Juni bekanntgeben, welche Turnerinnen und welche Turner die Schweiz in Paris vertreten.