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David Huser, wie war bei dir als Delegationsleiter die Gemütslage nach dem Qualiwettkampf der Männer am Sonntag?
David Huser: Ich bin natürlich sehr zufrieden mit den Leistungen, die das Team abrufen konnte. Team ist auch das richtige Stichwort: Natürlich sind es in erster Linie die fünf Turner, die den Wettkampf absolviert haben. Das eigentliche Team ist aber noch viel grösser. Da gehört das Trainerteam, der Staff, alle Personen in Magglingen, oder auch die Leistungszentren dazu, die einen Teil zu diesem Erfolg beigetragen haben.
Mit der Olympia-Qualifikation hat man das grosse Ziel erreicht. Kann man daher sagen, dass alles richtig gemacht wurde?
Ja, sicher wurde vieles richtig gemacht. Wir dürfen nicht unterschätzen, wie schwierig es war, dieses Ziel zu erreichen. Denn alle anderen Nationen haben sich auch weiterentwickelt. Kunstturnen ist eine Weltsportart, in die auf dem ganzen Globus sehr viel investiert wird. Dass wir als kleine Nation Schweiz in einem WM-Teamwettbewerb den siebten Rang belegen ist ausserordentlich. Eine Leistung, bei der viele ihren Teil zum Gelingen beigetragen haben.
Vor einem Jahr war die Enttäuschung nach Rang 20 in Liverpool sehr gross. Wurden aus diesem Debakel letztendlich die richtigen Schlüsse gezogen?
Die Monate zwischen Liverpool und Antwerpen waren sehr intensiv. Es war nicht einfach, aber notwendig, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Wir haben uns nach Liverpool intensiv mit den Leistungen auseinandergesetzt und verschiedene Massnahmen eingeleitet. Heute kann man sagen, der Plan ist aufgegangen und es wurden die richtigen Schlüsse gezogen, damit ein solches Debakel nicht mehr passiert.
Hat es allenfalls einen solchen Tiefpunkt wie vor einem Jahr gebraucht, damit man nun da ist, wo man heute steht?
Dass es so heftig sein musste, wäre nicht nötig gewesen. Wir haben sehr viel umstrukturiert und waren auch damals mitten im Prozess, der notabene auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Viele Dinge sind noch am «Gedeihen». Heute kann man sagen, dass der Auftritt von damals uns aber mit Sicherheit nochmals mehr Schub verliehen hat.
Die Schweiz hat sich nun zum dritten Mal in Serie für die Olympischen Spiele qualifiziert. Welche Bedeutung hat dieser «historische» Erfolg für das Kunstturnen?
Es hat eine sehr grosse Bedeutung. Vor allem auch für den Schweizerischen Turnverband. Nach all dem, was in den letzten Jahren passiert ist, ist es notwendig, dass wir aufzeigen können, dass wir uns am Verändern sind. Dieser Schritt war nötig und dass wollten wir auch. Wir befinden uns nach wie vor in diesem Prozess. Es ist umso wichtiger, dass wir auf der obersten Ebene, bei der Elite, solche Erfolge feiern können. Der Erfolg tut nicht nur den fünf Athleten in Antwerpen gut, sondern auch dem ganzen Staff, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der STV-Geschäftsstelle in Aarau, die sich tagtäglich sowohl für den Spitzen- aber auch für den Breitensport einsetzen. Nicht zu vergessen, all die Turnvereine, die mit viel Herzblut eine unglaubliche Arbeit leisten. Oder auch die Kunstturn-Szene, in der es ebenso viele Menschen gibt, für die diese Sportart sehr vieles im Leben bedeutet. Dass wir diesen Erfolg feiern können, ist für alle unglaublich wichtig. Heute können wir deshalb sagen: Die Schweiz ist im Kunstturnen vorne dabei und wir befinden uns auf einem guten Weg. Dennoch müssen wir weiterhin hart arbeiten und uns weiterentwickeln. Jetzt ist aber auch der Moment, an dem man auch einmal sagen darf, dass diese Leistung uns sehr guttut.
Nach der Olympia-Qualifikation wurde das gesetzte Ziel erreicht. Welche Erwartungen hast du nun noch an den Teamfinal in Antwerpen?
Alle acht Mannschaften im Teamfinal werden nochmals versuchen, ihr Bestes zu geben. Der Modus 5-3-3 ist sehr spannend. Alle drei Turner, die an die Geräte gehen, kommen in die Wertung. Da kann immer vieles passieren. Die bisherigen Wettkämpfe haben es zeigt, dass bei Stürzen von anderen Nationen für uns einiges möglich sein kann. Wir gehen mit den Ambitionen in den Wettkampf, nochmals unser Bestes zu geben, damit es aus unserer Sicht möglichst lange spannend bleibt.