Ehrenamtliche sind unverzichtbar

  • 17. Juni 2022

  • Emilie Lambiel

  • Archiv STV

  • Erschienen im GYMlive 2/2022

Was würden wir ohne sie tun? Freiwillige sind eine wertvolle und unentbehrliche Hilfe für unsere Turnvereine. Ob als Vorstandsmitglieder oder punktuelle Helferinnen und Helfer bei Veranstaltungen, ohne sie wäre nichts möglich. GYMlive hat sich mit dem Thema Freiwilligenarbeit, ihrer Entwicklung im Laufe der Jahre und ihrer Bedeutung in der Schweiz befasst.

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Beginnen wir mit einer einfachen Definition von Freiwilligenarbeit: Es handelt sich um eine unbezahlte, frei gewählte und zeitlich begrenzte Tätigkeit, die innerhalb einer gemeinnützigen Organisation ausgeübt wird. Das Bundesamt für Statistik (BFS) unterscheidet zwischen informeller Freiwilligenarbeit (alle spontanen und privaten Hilfsaktionen, wie z. B. Nachbarschaftshilfe) und formeller/ organisierter Freiwilligenarbeit (ein Amt das als Ehrenamt ausgeübt wird, oder eine unbezahlte Tätigkeit zugunsten einer Organisation oder eines Vereins). Um diese Art von Freiwilligenarbeit geht es, wenn man seine Freizeit zum Beispiel für eine vom Turnverein organisierte Veranstaltung einsetzt.

Konsequentes Engagement

In der Schweiz ist das Volumen der Freiwilligenarbeit beachtlich. Mehr als ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung engagiert sich freiwillig, sei es in Form von organisierter (1,2 Millionen Menschen) oder informeller ehrenamtlicher Tätigkeit (2,3 Millionen Menschen). Laut BFS wendeten Personen, die eine freiwillige Tätigkeit ausüben, im Jahr 2020 durchschnittlich 4,1 Stunden pro Woche dafür auf. Das entsprach einem Stundentotal von 619 Millionen.

Auf Ebene des Sports würde es zwei Milliarden Franken oder eine Verzehnfachung der Beiträge erfordern, wenn die Leistungen der Ehrenamtlichen entlöhnt werden müssten. Jedes Jahr arbeiten 950 000 Freiwillige im Sportbereich, was insgesamt 76 Millionen Stunden entspricht.

Konstanz über die letzten 20 Jahre

Seit einigen Jahren bekunden viele Turnvereine oder Verbände in der ganzen Schweiz Mühe, Leute zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren. Doch laut dem «Volunteer Observatory 2020», ist das Volumen der Freiwilligenarbeit in der Schweiz in den letzten 20 Jahren innerhalb der Verbände und Organisationen nahezu konstant geblieben. Es ist vielmehr die Motivation der Personen, die sich im Laufe der Zeit verändert hat. Vor allem die Bereitschaft, sich über mehrere Jahre hinweg zu verpflichten, ist zurückgegangen.

Der Zeitfaktor ist ebenfalls zu berücksichtigen. Tatsächlich hat die Zeit, welche einer Person zur Verfügung steht, einen Einfluss auf das freiwillige Engagement. Es muss mit der Berufstätigkeit und dem Familienleben kompatibel sein. Im Allgemeinen engagieren sich Vollzeitbeschäftigte seltener freiwillig als Teilzeitbeschäftigte oder Pensionierte.

ETF 2025: Mithilfe aus der ganzen Schweiz

Gaël Lasserre Direktor Eidgenössisches Turnfest 2025 in Lausanne

Gaël Lassere, wie viele Freiwillige braucht ihr für das ETF 2025? 

Gaël Lassere: Im Moment arbeiten wir auf der Grundlage der Zahlen von Aarau 2019, das heisst 4000 Freiwillige und 4000 Richtende. Dazu kommen noch die rund 200 Mitglieder des OKs und die 200 Verantwortlichen für die Wettkämpfe.
 

Auf welche Weise findet ihr diese?

Wir stehen bereits mit einigen Plattformen in Kontakt, aber noch ist nichts unterschrieben. In Lausanne haben wir auch das Glück, die Plattform der «Volontaires sportifs lausannois» zu haben. Ein Programm, das von der Stadt Lausanne ins Leben
gerufen wurde und etwa 1200 Freiwillige umfasst. Wir hoffen, dass wir auch auf die Unterstützung von Freiwilligen aus den anderen Sprachregionen der Schweiz zählen können.
 

Ist es heute schwieriger, Freiwillige zu finden?

Bei Anlässen wie dem ETF glaube ich das nicht. Im Alltag in den Vereinen hingegen scheint mir die Verpflichtungsdauer von Funktionären abgenommen zu haben. Mit dem Tempo der heutigen Gesellschaft und der hohen Mobilität wird es immer schwieriger, sich langfristig zu engagieren.

Die neue Art von Freiwilligenarbeit

Um sich den Bedürfnissen unserer Gesellschaft anzupassen, hat sich die Freiwilligenarbeit im Laufe der Jahre weiterentwickelt und die sozialen Netzwerke haben die Entstehung von « E-Volunteering» oder virtuellem Ehrenamt ermöglicht. Seine Besonderheit? «Virtuelle» Freiwillige führen Online-Tätigkeiten durch, wie das Verwalten der sozialen Netzwerke oder der Website eines Turnvereins, die Veröffentlichung von Live-Informationen bei Veranstaltungen oder das Ermutigen von anderen Personen, sich freiwillig zu engagieren – das sind einige Aufgaben, die diese neue Art der Freiwilligenarbeit umfasst.

Die «E-Freiwilligenarbeit» bietet viele Vorteile und ermöglicht es jedem, sich freiwillig zu einzusetzen. Man braucht einen Computer, einen Internetanschluss und den Wunsch, sich zu engagieren. Dank dieser Möglichkeit lassen sich die Haupthürden Zeit und Mobilität umgehen: Die Arbeit wird aus der Ferne erledigt und ist nicht zeitaufwendig, da es sich oft um kurze Aktionen handelt, die überall und jederzeit durchgeführt werden können. Schnell, einfach und effektiv. Sie eignet sich daher sehr gut für Personen mit wenig Zeit, ersetzt aber nicht die Arbeit vor Ort.

Freiwillige und Organisatoren zusammenbringen

Bei der Organisation von Veranstaltungen helfen Online-Plattformen letztlich dabei, Freiwillige mit Organisatoren zusammenzubringen. Die bekannteste ist sicherlich «Swiss Volunteers». Diese Non-Profit-Organisation bietet seit 15 Jahren eine Plattform für die Rekrutierung, Verwaltung und Verteilung von Freiwilligen. Im Jahr 2021 wurden durch «Swiss Volunteers» 132 033 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet, was mehr als 14 000 Arbeitstagen entspricht. 

Vergessen wir also nicht, diesen wertvollen Helferinnen und Helfern Bravo und Danke zu sagen. Denn ohne sie könnten viele der Veranstaltungen nicht stattfinden.

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