Kleines mit grosser Wirkung

  • 21. Dezember 2022

  • Thomas Ditzler

  • Thomas Ditzler/zvg

Ob Plüschtier, Schlüsselanhänger oder Medaille, die Bandbreite an Maskottchen kennt keine Grenzen. GYMlive hat bei den Turnenden über die Geschichte ihrer Glücksbringer nachgefragt und dabei einen facettenreichen Einblick erhalten.

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Ein Glücksbringer der besonderen Art ergatterte sich einst Adéla Lang, Tochter von Faustball-Nationaltrainer Oliver Lang und selbst Faustballspielerin. Ein Jahr vor den World Games 2022 in Birmingham schnappte sie sich die Medaille, die einst ihr Vater als Nationaltrainer an den World Games gewonnen hatte. Fortan trug sie diese während eines ganzen Jahres jede Nacht um ihren Hals. «Ich sagte ihm, wenn ich für die World Games selektioniert werde und selbst eine Medaille gewinne, dürfe er sie wieder haben», erzählt die 18-Jährige. Sie wollte ihrem Vater zeigen, dass man auch als Spielerin, was ihm verwehrt geblieben war, eine Medaille gewinnen kann.

Das erstmalige Aufgebot für die A-Nationalmannschaft und mit dieser eine Medaille zu gewinnen sei ihr grösstes Ziel gewesen, erzählt Lang. Ihr Medaillen-Schlaf-Ritual bedeutete, dass sie ihr grosses Ziel täglich vor Augen hatte: «Die Medaille hat mir immer aufgezeigt, wofür ich jeden Tag trainiere.» Die Auszeichnung des Vaters wurde so nicht nur zur Motivation, sondern auch zum täglichen Begleiter und Glücksbringer. Dabei ist ihr eigentliches Maskottchen ein kleiner Plüsch-Bernhardiner, der Adéla Lang seit ihrem ersten Aufgebot für die U18-Nationalmannschaft begleitet.

Die Medaille hat mir gezeigt, wofür ich täglich trainiere.
Adéla Lang Faustballerin

Vater und Tochter mit Medaillengewinn

Ihr Schlafritual trug dennoch Früchte. Lang wurde nicht nur für das A-Team aufgeboten, sondern gewann tatsächlich bei ihrem ersten Grossanlass an den World Games 2022 in Birmingham (USA) die Silbermedaille. Noch am Flughafen hielt sie ihr Versprechen und gab ihrem Vater seine Medaille zurück. Dieser reiste mit seiner Männer-Nati ebenfalls mit einer Silbermedaille von Birmingham nach Hause.

Ihre eigene Maskottchen-Geschichte hat auch Kunstturnerin Anina Wildi. Seit ihrer ersten EM-Teilnahme 2018 in Glasgow begleitet sie ein Engel-Schlüsselanhänger an die Wettkämpfe. «Ich habe ihn von meiner Familie bekommen. Weil es ein Engel ist, sehe ich in ihm auch eine Art Schutzengel», sagt Wildi. Der Anhänger gebe ihr stets das Gefühl, dass ihre Familie bei ihr ist. «Ich bin zwar nicht abhängig von ihm, dennoch gibt es mir ein gutes Gefühl, wenn ich ihn dabeihabe. Da er von der Familie ist, bedeutet er mir schon viel», sagt die Aargauerin.

Gleichzeitig relativiert sie aber auch: «Meine Wettkampf-Leistungen hängen nicht davon ab, ob das Maskottchen dabei ist. Es gibt mir aber bestimmt zusätzlich Energie.» Etwas, dass Wildi als Person auch dem Frauen-Kunstturn-Kader gibt. Nicht umsonst wird sie im Frauenteam in Magglingen selbst liebevoll als «Maskottchen» bezeichnet: «Weil ich durch meine fröhliche Art das Team aufpeppe», wie sie selber sagt und lacht.

Immer dabei: Die Maskottchen Peggy, Jürg, Freddy und Kurt unterstützen die Küssnachter Aerobicteams an den Wettkämpfen.
Mit dem Medaillen-Glücksbringer des Vaters den eigenen Medaillentraum erfüllt: Adéla Lang und ihr Vater Oliver gewinnen beide an den World Games eine Medaille.
Der Engel begleitet Anina Wildi an jeden Wettkampf. Für die WM in Liverpool hat die Aargauerin von ihren Teamkolleginnen als zusätzlichen Glücksbringer eine Trinkflasche erhalten.

«Wildi-Move» bei Siegerehrung

Ein spezielles Ritual pflegt ihre Familie auch bei Rangverkündigungen: «Wenn ich auf dem Podest stehe, werfen sie jeweils irgendein Plüschtier von mir nach vorne.» Für ihre Brüder sei dieser «Wildi-Move» über all die Jahre zum Höhepunkt ihrer Wettkämpfe geworden, sagt die 20-Jährige.

Während sich bei Wildi der Glücksbringer auf den Engel beschränkt, sieht es bei Stabhochspringerin Angelica Moser nochmals anders aus. «Ich habe kein eigentliches Maskottchen», sagt die Hallen-Europameisterin von 2021. Ihre Grossmutter schenke ihr seit dem EYOF 2013 aber vor jedem Grossanlass einen kleinen Glücksbringer.

Marienkäfer, Glücksschweinchen, Schlüsselanhänger und so weiter – in den Jahren ist so eine stattliche Sammlung zusammengekommen. «Den jeweiligen Glücksbringer nehme ich dann an den entsprechenden Wettkampf mit. Danach bekommt er einen Platz im Bücherregal», erzählt Moser. Wie Lang und Wildi sagt auch Moser, dass sie in der Hinsicht von Glücksbringern keineswegs abergläubisch sei. Aber: «Es zeigt mir, dass meine Grossmutter und meine Liebsten während des Wettkampfes hinter mir stehen und mir mit dieser Geste viel Glück wünschen.»

Der Anhänger gibt mir zusätzliche Energie.
Anina Wildi Kunstturnerin

Seit 15 Jahren im Einsatz

Nicht nur Einzel-Athleten haben ihre Glücksbringer, auch zahlreiche Turnvereine werden an ihren Wettkämpfen von Maskottchen begleitet. Diese fallen öfters grösser aus als beispielsweise Wildis Engel-Anhänger. So auch beim DTV Küssnacht am Rigi, der stellvertretend für die vielen Riegen in diesem Land steht. Neben Haifisch «Fredy», Pegasus «Peggy», Einhorn «Jürg Mumu Bounce» gehört auch Steinbock «KURT» in die grosse Küssnachter Maskottchen-Familie. Während «KURT» (Knackiges, unschlagbares, rockiges Team) für das neu gegründete 3er-Aerobic-Team aufgenommen wurde, steht «Fredy» beim Jugendteam bereits seit über 15 Jahren im Einsatz.

«Die Maskottchen sorgen bei unseren Riegen für den Gruppenzusammenhalt. Sie spornen uns an und trösten uns, wenn der Wettkampf nicht so rund läuft», erzählt Michèle Stocker, Verantwortliche Team-Aerobic. Für die Küssnachter Aerobic-Gruppen gehören die Maskottchen zum Wettkampf-Ritual. «Genau gleich wie unsere Motivationssprüche und die Trychlen unserer Fans», so Stocker weiter. Egal ob kleiner oder grosser Glücksbringer – für die Turnenden sind sie ein Bestandteil ihres Wettkampfes und können, wie im Beispiel von Adéla Lang, sogar Edelmetall ermöglichen.

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