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Als ein Turner des Welsch Master Team nach der Aufführung die Bühne hinkend verlässt, ist Jean-Jacques Fasnacht im Backstage-Bereich der RAI-Hallen unmittelbar zur Stelle und fragt nach dem Befinden des Turners nach. Dem 72-Jährigen und seinem Team entgeht in diesen Tagen nichts. Gemeinsam mit seiner Frau Bea, seinem Sohn Fabio und Corin Monhart und Barbara Steiger sorgt der Zürcher für die gesundheitlichen Belange der Schweizer Delegation – und dies rund um die Uhr.
Dass die Schweizerinnen und Schweizer auf diesen Service zurückgreifen können, ist an der Gymnaestrada einzigartig. Keine andere Delegation hat ein medizinisches Team vor Ort. «Wir sind sehr froh, dass wir auf ein solch eingespieltes und erfahrenes Team für unsere Turnenden zurückgreifen dürfen», sagt Delegationsleiter Reto Hiestand. Mit der Grösse der Schweizer Delegation müsse man leider immer einmal mit Verletzungen rechnen, ergänzt Hiestand: «Für die Turnenden ist es dann umso besser, wenn sie Ansprechpersonen haben, welche dieselbe Sprache sprechen.»
60 Behandlungen seit Gymnaestrada-Start
Wie ein Augenschein in der temporären Arztpraxis der Schweizer Delegation zeigt, sind Fasnacht und seine Crew an der 17. Weltgymnaestrada sehr gefragt. «Die bisherigen Tage waren herausfordernd», bestätigt auch der Arzt. Im Vergleich zu den vergangenen fünf Gymnaestradas, bei denen Fasnacht bereits als Delegationsarzt dabei war, braucht es das medizinische Team in Amsterdam wesentlich mehr. Auch wenn das Bedürfnis an der Ärzte-Crew grösser ist als in all den Jahren zuvor, bereite ihnen die Arbeit dennoch Spass, sagt Fasnacht: «Die Teilnehmenden sind immer sehr dankbar über unseren Service. Das gibt uns ein tolles Gefühl.»
Der medizinische Service der Schweiz hat sich auch an der Gymnaestrada herumgesprochen. Mittlerweile seien sie auch bereits Anlaufstelle für weitere Delegationen geworden, sagt Fasnacht. Neben der Präsenz bei sämtlichen Schweizer Auftritten, bietet das Fasnacht-Team zudem zweimal täglich Sprechstunden in ihrer kleinen extra eingerichteten mobilen Praxis an. «Bis heute Donnerstag hatten wir bereits 60 Behandlungen», sagt Fasnacht. Im Vergleich: Vor vier Jahren in Dornbirn hatten sie während der ganzen Woche so viele Konsultationen. Besonders bedauerlich seien aber die vier schweren Unfälle, bei welchen die Betroffenen für die weitere Behandlung ins Spital überführt werden mussten.
Der Sohn folgt auf den Vater
Für das medizinische Quintett, das während der Gymnaestrada ehrenamtlich im Einsatz steht, sei es die schönste Geste, wenn sie die Turnenden, welche bei ihnen in Behandlung waren, später aber wieder auf der Bühne turnen sehen: «Mittlerweile kennen uns viele und grüssen uns immer freundlich, wenn sie uns treffen.»
Mit der diesjährigen Gymnaestrada findet im Medical-Team auch eine Wachablösung statt. Jean-Jacques übergibt nach Amsterdam die Verantwortung an seinen Sohn Fabio. Dieser ist wie sein Vater ebenfalls Arzt und unterstützt das Team in diesem Jahr zum ersten Mal auch vor Ort. «In vier Jahren werde ich in Lissabon als Senior Partner aber nochmals im Team dabei sein», sagt der 72-Jährige und lacht. Für ihn schliesst sich in Portugal dann nämlich ein Kreis. Seine erste Gymnaestrada war für Fasnacht, der seine sportlichen Wurzeln im Handball hat und durch die Gymnaestrada zum Turnen kam, 2007 ebenfalls in Lissabon.
Spontaner Team-Zuwachs akquiriert
Die Zukunft des Schweizer Medical-Teams wird nicht nur dank der Nachfolge-Regelung durch Fabio Fasnacht geklärt sein. «Bei der Eröffnungsfeier sprach uns ein Turner spontan an und bekundete sein Interesse für eine Mitarbeit im Team», freut sich Jean-Jacques Fasnacht.
Umso mehr, weil mit diesem Zuwachs in seinem Team neben einer Hebamme, einer medizinischen Praxisassistentin und einer Physiotherapeutin nun auch ein zusätzlicher medizinischer Bereich mit einem Rettungssanitäter abgedeckt werden könne. Die Schweizer Gymnaestrada-Delegation kann sich so also auch für zukünftige Austragungen in medizinischer Sicht in guten Händen wissen. Denn wo Sport getrieben wird, gibt es leider auch Verletzungen. Umso besser, wenn die helfenden Hände dann stets unmittelbar vor Ort sind. Dies wusste letztlich auch der Welsch-Master-Turner nach seiner Aufführung zu schätzen.