Es ist 9 Uhr am Samstagmorgen, als wir die Orbe-Sporthalle betreten. Die Turnerinnen und Turner des «Welsch Master Teams» (WMT) sind bereits im Einsatz. Sie treffen sich etwa einmal im Monat für einen Tag oder ein Wochenende zu einem Intensivtraining in der Romandie. «Wir treffen uns für jedes Training an einem anderen Ort. Normalerweise schlafen wir am Samstagabend vor Ort, um den Turnenden lange Fahrten zu ersparen, aber vor allem, um den Zusammenhalt der Mannschaft zu fördern», erklärt Myriam Bertholet-Laala, die Leiterin und Choreografin der Gruppe.
Die Kriterien für die Auswahl eines Trainingsortes sind recht einfach: Es muss eine Schlafmöglichkeit vorhanden sein, ein Parkplatz für den Bus, der den 900 Kilogramm schweren Luftboden transportiert, und ein Raum, der gross genug ist. Auch der Mietpreis ist ein entscheidender Punkt, denn die Turnerinnen und Turner bezahlen diesen aus eigener Tasche: «Wir organisieren Abendessen, Verkäufe, Vorführungen oder Spendenaktionen, um unsere Kosten zu decken», fügt die Verantwortliche hinzu. Zwischen diesen Gruppentrainings müssen die Turnerinnen und Turner die Choreografien zu Hause einstudieren.
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«Mehr ermöglichen»
Die meisten WMT-Turnerinnen und -turner sind bereits Mitglied in einem Turnverein. Warum also diese Gruppe gründen? «Die WMT ermöglicht uns mehr», erklärt Bertholet-Laala und fügt hinzu: «Wir nehmen nicht an Vereinswettkämpfen oder Schweizer Meisterschaften teil. Das WMT ist eine sekundäre Gruppe für Turnende, die es ermöglicht, uns an Galas oder internationalen Veranstaltungen zu präsentieren.» Ursprünglich wurde die Gruppe 2016 gegründet, um an der «Gym for Life Challenge» in Oslo teilzunehmen. Dank der Begeisterung der Turnerinnen und Turner geht das Abenteuer seither weiter.
Das WMT tritt mehrmals im Jahr in der Schweiz und im Ausland auf. «Alle Veranstaltungen, an denen wir teilnehmen, sind intensiv. Ich habe tolle Erinnerungen an das ‹Gym for Life›-Finale 2016, an den Einzug ins Hallenstadion bei der ‹Gymotion› oder an die FIG-Gala an der Gymnaestrada in Dornbirn», sagt Cyrielle Verdon, die seit der Gründung dabei ist.
Offen für alle
Das WMT ist offen für alle Turnerinnen und Turner der französischsprachigen Schweiz. Um in die Gruppe aufgenommen zu werden, muss man jedoch eine Auswahl bestehen. «Wir sind immer zwischen 40 und 50 Turnende im Team», erklärt Myriam Bertholet-Laala, «wenn wir zu viele Turnende haben oder wenn wir einen bestimmten Wettkampf vorbereiten, gibt es ein Auswahlverfahren.
Die Kandidaten müssen das Gerät, an dem wir auftreten werden, beherrschen, ein gutes turnerisches Niveau haben und die Choreografie intus haben. Die Turnerinnen und Turner unterzeichnen auch eine Charta, mit der sie sich für die Dauer des Wettkampfs verpflichten. Alle Kantone der Westschweiz sind vertreten, und die Turnerinnen und Turner kommen aus verschiedenen Bereichen: Geräteturnen, Kunstturnen, Akrobatik, Trampolin und sogar Rock’n’Roll. Das Konzept funktioniert, denn einige Turnerinnen und Turner sind seit dem Anfang dabei. «Die Trainingseinheiten sind intensiv, aber sehr belebend, denn die Turnerinnen und Turner haben ein hohes Niveau», meint Verdon. «Das WMT ist mehr als nur Turnen, es ist eine richtige Familie», fügt Bertholet-Laala hinzu.
Internationale Erfahrungen
Im Laufe der letzten Jahre sind die WMT-Mitglieder bei vielen internationalen Galas und Veranstaltungen aufgetreten. Im Jahr 2016, als die Gruppe gegründet wurde, belegte das Team in Oslo den zweiten Platz bei der «Gym for Life Challenge». Danach haben sie an der FIG-Gala der Gymnaestrada 2019 in Dornbirn, Österreich sowie mehrmals an der «Gymotion» teilgenommen. Auch die Agenda für 2022 und 2023 ist bereits voll: «Wir werden an der Eurogym 2022 in Neuchâtel teilnehmen und wir hoffen, für die FIG-Gala der Gymnaestrada 2023 in Amsterdam ausgewählt zu werden», sagt die WMT-Verantwortliche. «Nach einem Jahr Pandemie und ohne Training freuen wir uns, wieder in der Turnhalle zu sein und uns auf Veranstaltungen vorzubereiten.»
Eine besondere Atmosphäre
Der nächste Auftritt liegt nicht mehr weit entfernt. Das WMT wird an der «Gymotion» 2022 in Zürich zu sehen sein. «Wir lieben diese Veranstaltung», lächelt Bertholet-Laala. «Ein aussergewöhnlicher Anlass in der Schweiz und es ist eine Ehre für uns, daran teilzunehmen.» Die WMT-Choreografin bereitet für diesen Anlass eine einzigartige Show vor: «Wie 2020 wird die Gruppe eine Bodenübung mit Mini-Luftmatten zum Thema ‹Rückkehr ins Leben› präsentieren, mit vielen Emotionen und Spass. Wir wollen dem Publikum einen echten Kick geben.» Die «Gymotion» ist auch für die mitwirkenden Turnerinnen und Turner ein Highlight. Cyrielle Verdon bestätigt das: «Ich habe bereits zweimal an der Gymotion teilgenommen, es bleibt eine meiner schönsten Erinnerungen mit dem Team. Die Atmosphäre ist unglaublich.» Ein anderer treuer WMT-Turner, Sébastien Lohmann, stimmt zu: «Die Show, die Lichter, die Atmosphäre, alles ist unglaublich.»
Myriam Bertholet-Laala
Geburtsdatum: 9. November 1978
Wohnort: Suchy (VD)
Familie: Geschieden, zwei Kinder (Liam und Maé)
Beruf: Physiotherapeutin in der Pädiatrie, Managerin und Choreografin des Welsch-Master-Teams
Hobbys: Turnen
Meine erste Erinnerung an das Turnen: «Das Kunstturnen in Genf als ich vier Jahre alt war».