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Die Schweizer Kunstturner kennen sich mit fünften Plätzen bei einem EM-Mehrkampf bestens aus. Nach Pablo Brägger 2021 in Basel sorgt Noe Seifert (82,664 Punkte) in Antalya (TUR) nicht nur für die Bestätigung seines 5. Ranges vom Vorjahr in München, sondern setzt damit die Top-5-Erfolgsserie im Schweizer Kunstturnen fort. Gemeinsam mit Florian Langenegger, der mit seinem 7. Platz bei seiner Mehrkampf-Premiere mitten in Europas Top-Elite turnt, sorgen zwei Schweizer für einen turnerischen Glanzpunkt am Mittelmeer.
Das Schweizer Duo startete am Donnerstag, 13. April 2023 an der Kunstturn-EM in Antalya perfekt in den Mehrkampf-Final. Mit den Ringen wurde den beiden auch ein dankbares Startgerät zugelost. Sowohl Seifert als auch Langenegger, der erstmals an einem GrossÂanlass in einem Final starten durfte, nutzten diese Chance und zeigten im Vergleich zur Qualifikation vom Dienstag eine verbesserte Ăśbung. Mit 13,033 (Langenegger) und 13,366 Punkten (Seifert) lancierten sie ihren Wettkampf optimal. Dieser nahm am zweiten Gerät, dem Sprung, einen weiteren positiven Verlauf.
Verbesserte Leistungen zur Qualifikation
Auch hier wusste das Duo punktemässig im Vergleich zu ihrem ersten Antalya-Auftritt nochmals nachzulegen. Beide brachten ihren Sprung sauber und mit einer sicheren Landung durch. So war ihnen eine tolle Benotung über der 14-Punkte-Marke gewiss. Die 14,400 (Langenegger) und 14,033 (Seifert) bedeuteten erneut einen verbesserten Wert als noch in der Qualifikation.
Auch bei Wettkampf-Hälfte blieben die beiden Schweizer weiterhin auf Kurs für eine Top-Platzierung. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil in der dritten Rotation mit dem Barren ein Paradegerät auf die Schweizer wartete. Seifert, der an diesem Gerät am Wochenende noch im Gerätefinal turnen wird, stellte einmal mehr sein Können unter Beweis. Mit 14,333 sorgte er im Zwischenklassement der 24 Mehrkämpfer bis dato nicht nur für die beste Barrennote, er buchte auch eine weitere 14er-Note auf sein Konto. Auch wenn ihm in der Qualifikation noch eine höhere Note an diesem Gerät gelang, so konnte der Aargauer zur Wettkampf-Hälfte mehr als zufrieden sein.
Seiferts Reaktion am Reck
Auch Langenegger konnte sich am Barren ein weiteres gutes Resultat aufs Notenblatt notieren lassen. Ein leichtes NachdrĂĽcken im Handstand, ansonsten turnte der EM-Neuling des STV Schlossrued einwandfrei, was mit einer Note von 13,566 belohnt wurde. Das Schweizer Duo belegte nach Halbzeit im ZwischenÂklassement erfreulicherweise die Ränge 2 (Seifert) und 5 (Langenegger).
Eine starke Reaktion zeigte Seifert dann am Reck. In der Qualifikation noch bei einem Flugelement gestürzt, sassen bei ihm nun im Mehrkampf-Final die Flugelemente. Der Satus-ORO-Turner flog regelrecht zu 13,933 Punkten. Seifert lieferte zwischenzeitlich nicht nur die beste Reck-Übung aller Athleten ab, seine Note hätte auch locker für einen Gerätefinal gereicht. Entsprechend erfreut war dann auch die Reaktion von Trainer Claudio Capelli nach Seiferts Landung.
Die Stimmen zum Mehrkampf
Eine geballte Faust Richtung den mitgereisten Schweizer Fans gab es nach der Reck-Übung auch von Florian Langenegger. Mit 12,933 Punkte lieferte er eine praktisch identische Note wie in der Qualifikation (13,000). Zwar turnte Langenegger nicht so schwierig wie einige Konkurrenten, dafür fehlerlos und sehr sauber – und dies bis zum Schluss mit einer perfekten Landung in den Stand.
Etwas mehr MĂĽhe bekundete Seifert dann jedoch am Boden, seinem zweiten Final-Gerät. Bei zwei Bahnen muss er leider einen AusfallÂschritt in Kauf nehmen. Ansonsten zeigte der Aargauer aber auch am vorletzten Gerät eine ansprechende Leistung – 13.666.
Florians Freuden-Faust zu den Fans
Auch nach dem Boden ging die Faust von Florian Langenegger ein weiteres Mal nach oben. Der Aargauer glänzte nämlich ein weiteres Mal in diesem Mehrkampf. In seiner Übung zeigte er jeweils sichere Landungen, welche mit der bis dato zweitbesten Bodennote von 14,100 belohnt wurde und verbesserte sich somit in der Zwischenwertung deutlich.
Das Schweizer Duo nahm so das letzte Gerät, das Pauschenpferd auf Zwischenrang 4 (Seifert) und 7 (Langenegger) in Angriff. Und hier liess Langenegger sein Können erneut aufblitzen. Seine 13,833 Punkte bedeuteten die viertbeste Wertung im Mehrkampf-Final und fĂĽr ihn mit einem Gesamtskore von 81,865 den siebten SchlussÂrang – und dies bei der Premiere!
Asil lässt die einheimischen Fans feiern
Gar auf eine Medaille schielen durfte vor dem letzten Gerät, dem Pauschenpferd, noch Seifert. Ausser eines kleinen Fehlers kurz vor der Landung, rundete er seine Mehrkampf-Darbietung aber mit einer anspruchsÂvollen Leistung ab. Mit 82,664 Zählern verbesserte sich Seifert nicht nur punktemässig im Vergleich zu seinem Mehrkampf an der EM in MĂĽnchen vor einem Jahr. Sein erneuter fĂĽnfter Rang ist gleichbedeutend mit der Platzierung im Vorjahr und 2021, als Pablo Brägger an der Heim-EM in Basel ebenfalls auf Platz 5 turnte.
Seit den goldenden Kunstturn-Zeiten in den 50er-Jahren ist es bisher zudem erst zweimal (1971 und 2015) vorgekommen, das gleich zwei Schweizer an einem EM-Mehrkampf in die Top 10 turnten. Ganze 66 Jahre sind gar vergangen, als gleich zwei Schweizer Kunstturner an einem Mehrkampf ein EM-Diplom gewannen. 1957 belegten Max Benker (Alte Sektion Zürich) und Jack Günthard (TV ZH Neumünster, STV Luzern) in Paris die Plätze 3 und 4. Seifert und Langenegger sorgten in Antalya somit für einen historischen Schweizer Erfolg.
Aus Veranstalter-Sicht liess derweil Adem Asil das Kunstturn-Herz der Türken höher schlagen. Mit 84,965 holte sich der letztjährige «Swiss Cup Zürich»-Teilnehmer den EM-Titel im Mehrkampf, vor Jake Jarman (Grossbritannien; 84,463) und dem Ukrainer Illia Kovtun (83,032).
So geht es an der EM weiter
Am Wochenende stehen mit Noe Seifert, Eddy Yusof und Luca Giubellini nochmals drei Schweizer in einem Gerätefinal. Seifert turnt am Samstag am Boden. Am Sonntag sind Giubellini am Sprung sowie Seifert und Yusof am Barren im Einsatz.